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IV. Der Weg zum Kriegsende
Druckfassung

Überblick: Das Wilhelminische Deutschland 1890-1914   |   I. Wirtschaftliche Entwicklung   |   II. Gesellschaft und Kultur   |   III. "Modernes Leben": Diagnosen, Entwürfe, Alternativen   |   IV. Staat und Gesellschaft   |   V. Politik   |   VI. Außenpolitik   |   Deutschland im Krieg 1914-1918   |   I. Die Kämpfe   |   II. Mobilisierung der Heimatfront   |   III. Entbehrungen und Unruhen an der Heimatfront   |   IV. Der Weg zum Kriegsende

Für welches Ziel kämpfte Deutschland? Und welcher Friedensschluss würde die Opfer rechtfertigen, die Deutschland dem Krieg dargebracht hatte? Diese Fragen spalteten das Land nahezu von Anfang an, kaum dass die erste überschwängliche Begeisterung über einen nationalen Verteidigungskrieg zu schwinden begann. Als gegen Jahresende 1914 deutsche Truppen überall auf dem Boden fremder Länder standen, hatten einige einflussreiche Interessengruppen, darunter zahlreiche führende Industrielle des Landes, Pläne für weit reichende deutsche Annexionen in Europa geschmiedet – als Belohnung für den militärischen Erfolg des Landes (Dok. 2). Bei diesen Gedankenspielen konnten sie sich auf die Unterstützung der deutschen Regierung verlassen, auch wenn andere, gemäßigte Gruppen stattdessen eine Kompromissregelung forderten, weitestgehend auf der Grundlage der Rückkehr zum Status quo von 1914 (Dok. 1, 3). Je länger die militärische Pattsituation sich dahinschleppte, desto verlockender war die Aussicht auf einen Verhandlungsfrieden zumindest mit Teilen der gegnerischen Allianz. Dies galt vor allem für die Parteien im Reichstag, welche die gesellschaftlichen Gruppen vertraten, die die schwersten Lasten des Krieges trugen (Dok. 5, 6). Diese politischen Kräfte verfügten 1917 über eine parlamentarische Mehrheit, die sich der Obersten Heeresleitung mit der so genannten „Friedensresolution“ zugunsten einer Verständigung ohne Annexionen oder Entschädigungen entgegen stellte (Dok. 7). Da ein solcher Friede den Verzicht auf weitläufige territoriale Gewinne bedeutet hätte (außerdem, dies war offensichtlich, auch innenpolitische Zugeständnisse in Bezug auf die Verfassung), bekämpften sowohl die militärischen als auch die politischen Verteidiger der alten Ordnung diesen Vorschlag bis zum Oktober 1918. Erst dann kam die Armeeführung selbst zu dem Schluss, dass Deutschland sich durch die Vermittlung des Präsidenten der Vereinigten Staaten um einen Friedensschluss bemühen müsse (Dok. 4, 8, 9).


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