GHDI logo

Protestanten und Radikale – Die Debatte zwischen Martin Bucer und hessischen Täufern (1538)

Seite 4 von 10    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


B.: So sie desmals, als man inen die bucher genomen, nicht grunds gnung gehabt, haben sie unweisslich getan, das sie sich gesondert; haben sie alsdan grund gehabt, den werden sie noch haben mussen, und konden den wol anzeigen. Begert den mangel anzuzeigen in der lere, sacramenten und leben.

J.: Er finde zeugknus in der schrift, wie die kirche getan sein solle; und er seie dahin komen, das er dem volgk sein misstat anzeigen soll. Also hab man inen gefangen, er wolle sie uberzeugen mit der schrift.

B.: Mein g. h. und wir all begern ursach seins absonderns. Nu bring er nit meher, dan den fehel etlicher diener, den man ime doch nit gestanden und sie inen nit beweist, und ob schon der bewiesen, so hab er gestern gehort, das das nit gnung ursach seie seins absonders; das er nu richter sein wolle in seiner eigen sach, daran tu er der gemein unrecht. Wer der confession nachkome, keys. Mat. ubergeben, den wollen sie annemen. Wer aber mangel hat, der sol gbessert werden.

J.: Hab gestert zwen artikeln angezeigt, wolle auch iren mangel anzeigen. Es seie im babstumb nicht gewesen, das man die armen leute us hus und hof gedrungen hab. Aber man verdringe sie nu, und mein g. h. hab zu Wolkstorff gesagt, wan er seinen gelerten folgte, so seissen* sie nicht da, sein f. g. wurden strenger mit in handeln.

Solchs hat er alsbalde magister Adam verantwort, das widerspil gesagt und sich uf sein f. g. des referirt und gezogen.

B.: Welche kirch die unschuldigen verfolgt, tut nit recht. Hab nu inen die kirch verfolgt und er wolle es strafen, so richte er in seinen eigen sachen.

J.: Sagt noch, sie seien die kirch nicht, Paulus sagt [Röm. 14, v. 17], das reich gottes sei friede und gerechtigkeit. Sie treiben ungerechtigkeit und machen unfriede zu Marpurgk under den burgern, das man sie steupe und vertreibe, und wan man den rat und burger zu Marpurgk fragte, wurden sie von den leuten, die man ussteupt, sagen, sie haben es nicht verdienet, und wurden sie vor frome leut erkennen.

B.: Man wolle kein unrecht pillchen in der kirchen. Er hab nicht bewiesen, das die kirchen in Hessen kein gerechtigkeit haben, dan er auch noch nicht bewiesen, das ime unrecht geschee und unpillich leide zum friede etc. Sagt, die kirche hab sie nit angeclagt, nicht in torn gelegt, die oberkeit hab es getan und das pillich, dan sie haben unfriede gemacht, die kirch beger mit inen eins zu sein, so verachten sie die ganze kirch, zihen von dero ab, wen sie konnen, und beunruigen vil armer gewissen. Sie wollen from sein und sagen, man tu inen unrecht, musten aber beweisen, das sie sich pillich von uns gesondert haben und solche schwere trenung und ergernus angericht, dadurch niemants gefromet, sonder zum hochsten mennigklich beschedigt wirdet, des sie alles von unsern kirchen noch mit nichten verursacht seind, und hat das, so Jorg angezeigt, kein haft, dan wir pillichen den ban und unpillichen den wucher, welche zwei punkt noch allein angezogen.

[ . . . ]

J.: Zeigt an, sie haben mangel im sacrament. Lauter und Zwingel** haben spaltung gemacht, und unser kirche misprauche die sacrament.

B.: Wer da wil zufriede sein, kan us irer einigkeit wol zufriede sein. Man hab zwei ding, im nachtmal das zeichen und das, so es bedeutet, und sie haben alwege gehort, das man inen die gemeinschaft des leibs und bluts Christi darinne geb.

J.: Dweil sie nit ein christlich kirch seind, so handeln sie auch die sacrament nit christlich. Das sie aber missbrauchen und unordentlich, das sei am tag; dan sie brauchens mit trunkenpoltzen, wucherern und hurern.

B.: Die kirchen zu Hessen halten, wie die confession keiserlicher Mat. zu Augspurgk ubergeben, das man im sacrament den leib und blut Jhesu Christi emphang. Man geb uns im sacrament den leib und blut etc. Das speise und halte uns zur seligkeit. Das aber Jorg sage, man lasse zugahn volle etc.***, wan er einen anzeige, der verbannet und uberzeugt seie, dem man das sacrament gebe, so sol es gebessert werden.

J.: Damit diese rede stat hab, so bleib der ban usse. Es haben die babstler bosser**** ordnung gehalten dan wir.

B.: Man wolle den ban nicht nachlassen, Matthei 18; 1. Corinth. 5; 2. Tessalo. 3 [v. 14], halt sich also, die vorsteher sollen uf ire gemein achtung haben und ein husvater uf sein gesinde. Mit den, die in sunden leighen, sol man der gestalt handeln; so sie dan nicht horen, sie usschliessen, wie muge inen nu der ban so hart anligen, so doch Christus das versameln so fleissig getrieben hab, meher dan das verbannen. Gesche aber kein ufsehens, das ers anzeige.

J.: Hab sein meinung angezeigt, wie er den mangel finde. Seie her Butzer damit nit zufriede, so musse ers gescheen lassen.

B.: Sagt zum volgk, man lere laut der confession. Wer da nit tu, den muge man anzeigen.


* säßen.
** Luther und Zwingli.
*** Trunkenbolde, Wucherer usw.
**** Besser.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite