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Ausbau der Hochschullandschaft (3. September 1966)

Die Überfüllung bestehender Hochschulen, der Wunsch neue Hochschulformen zu schaffen und die Verbesserung der regionalen Bildungsmöglichkeiten führten, wie im Falle der Neugründung der Universität Bielefeld, zum Ausbau der Hochschullandschaft in den sechziger und siebziger Jahren.

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Wo heute noch die Kühe weiden . . .
Das Gesicht der Bielefelder Alma mater zeichnet sich langsam ab


Bielefeld bereitet sich ungeduldig auf seine neue Rolle als Universitätsstadt vor. Das Gelände für Nordrhein-Westfalens siebente Hochschule befindet sich bereits fest in städtischer Hand, und der zukünftige Kanzler, Freiherr von Medem, hat bereits mit seiner Frau seinen neuen Wirkungsbereich inspiziert und mit der Wohnungssuche begonnen.

Doch die Landesregierung in Düsseldorf – Bauherr und Geldgeber der jüngsten Alma mater – verharrt noch in sommerlicher Urlaubsruhe. Und selbst wenn in den nächsten Wochen die Arbeit in der Landeshauptstadt wiederaufgenommen wird, werden vermutlich politische Streitereien zwischen der auf recht schwachen Füßen stehenden Regierung von Franz Meyers und der 99köpfigen sozialdemokratischen Opposition sowie finanzielle Sorgen des Landes die Bielefelder weiterhin zu Geduld zwingen.

Dabei haben die Westfalen schon seit Jahren auf die neue Universität gewartet, um die Parität zwischen ihrem Landesteil und dem Rheinland wiederherzustellen. Seit das Bindestrichland Nordrhein-Westfalen vor zwanzig Jahren von den Engländern aus der Taufe gehoben worden war, fühlten sich die Westfalen stets ein wenig von der Landesregierung in der Rheinmetropole Düsseldorf benachteiligt.

Ihrer Ansicht nach äußerte sich das nicht zuletzt darin, daß die Rheinländer über die Universitäten Bonn und Köln verfügten, während sie nur eine Hochschule in Münster besaßen. Universitätsgründer und Kultusminister Paul Mikat schuf schließlich die Universität in Bochum und Dortmund, verlieh aber kurze Zeit später auch der Medizinischen Akademie Düsseldorf den Rang einer Universität. Seit der Umbenennung der Technischen Hochschule Aachen und der Gründung der ostwestfälischen Universität aber steht es vier zu vier zwischen Rheinland und Westfalen.

Vor allem war der ostwestfälische Raum im äußersten Zipfel des Landes bisher ein wenig stiefmütterlich behandelt worden, so daß sich nun die Bielefelder mit besonderem Eifer daranmachen, das Terrain für „ihre” Universität zu ebnen. „Die Masse des Grundstückes befindet sich zu einem festen Preis fest in unserer Hand. Es steht nur noch die Zusage des Landes aus”, erklärte Oberstadtdirektor Kuhn der SZ. Da für die Kaufsumme im laufenden Landeshaushalt keine Mittel bereitgestellt worden sind, wird sich die Stadt zu einer „Zwischenfinanzierung” bereit erklären.

Das Gelände ist 75 ha groß und trägt einen Bauernhof. Als „Morgengabe” bringt die Stadt dem Land einen weiteren Bauernhof mit einem Grundstück dar, auf dem das „Aufbau- und Verfügungszentrum” entstehen soll. „Das Grundstück steht am Rande einer Wohnsiedlung bereits fix und fertig aufgeschlossen”, erklärte Kuhn. Im nächsten Frühjahr müßten allerdings die Bauarbeiten beginnen, wenn hier wie geplant 1968 die ersten Studenten studieren sollen.

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