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Unter den Osmanen – Ogier Ghiselin de Busbecq in Istanbul (1552-62)

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Von Suleiman bekam ich nur die gewöhnlichen Geschenke, wie man sie jedem beliebigen scheidenden Botschafter gibt, ungefähr ebenso wie in den voraufgehenden Jahren, wenn ich von ihm Urlaub nahm. Mit ein paar Worten schalt er über die Frechheit der Heiducken und der Besatzung von Sziget. „Was hat es Zweck, sagte er, daß wir hier Frieden machen, wenn die Leute in Sziget ihn doch stören und den Krieg fortsetzen werden?“ Ich sagte, ich würde dem Kaiser berichten und hoffe auf Abhilfe.

So trat ich unter guten Zeichen zu Ende August die ersehnte Reise an, als Frucht von acht Jahren einen achtjährigen Stillstand mitnehmend; immerhin wird er leicht auf beliebige Dauer zu verlängern sein, wenn keine wesentliche Veränderung eintritt.

[Busbeck erzählt nun einige minder bedeutende Begebnisse auf der Rückreise, die besonders das Schicksal der von ihm mitgeführten spanischen Offiziere betreffen.]

Als wir schon Buda vor uns sahen, kamen uns auf Befehl des Paschas Leute von seiner Dienerschaft mit zahlreichen Tschauschen entgegen. Sehenswert war vor allem eine große Schar junger Leute zu Pferd wegen ihrer ungewöhnlichen Tracht, die so aussah: auf dem bloßen Kopf, der bei ihnen großenteils abrasiert ist, hatten sie die Haut in langer Linie eingeschnitten und allerlei Federn in die Wunde hineingelegt; dabei ließen sie sich trotz des tropfenden Blutes den Schmerz nicht merken, sondern zeigten sich froh und heiter und wie empfindungslos. Dicht vor mir gingen eine Anzahl Fußsoldaten; deren einer schritt mit eingestemmten nackten Armen einher und hatte durch beide über dem Ellenbogen ein Messer gesteckt. Ein anderer hatte den Oberkörper bis zum Nabel entblößt und an zwei Stellen seiner Lenden, unten und oben, die Haut so aufgerissen, daß er die Keule hindurchstecken konnte und sie ihm wie von einem Gürtel herabhing. Ein dritter hatte sich auf dem Scheitel des Kopfes mit mehreren Nägeln ein Hufeisen befestigt, aber das war alt und die Nägel so mit dem Fleische verwachsen, daß sie sich nicht rührten.

In solchem Pomp zogen wir in Ofen ein und wurden dem Pascha vorgeführt; mit ihm besprach ich mich des längeren über den Stillstand. Im Vorraum stand jene herrlich schmerzverachtende Jugend, und als ich zufällig einen Blick auf sie warf, fragte mich der Pascha, wie mir das vorkomme. „Schön! sagte ich: nur daß sie mit ihrer Haut machen, was ich mit meinem Kleid nicht machen würde; denn ich will es lieber ganz behalten.“ Da lachte der Pascha und entließ uns.

[Nunmehr erzählt Busbeck die Weiterreise bis Frankfurt, wo Kaiser Ferdinand auf dem Reichstag weilte und eben seinen Sohn Maximilian zum römischen König krönen ließ. Er berichtet von seiner guten Aufnahme, von seinem Wunsch, sich aus dem Hofleben zurückzuziehen und mit wenigen Freunden den Musen zu leben. Danach schreibt er einen sehr ausführlichen, begeisterten Preis seines kaiserlichen Herrn, innerhalb dessen er noch an einer wichtigen Stelle auf Suleiman zurückkommt: er verteidigt hier Ferdinands zögernde, passive Taktik in den Türkenkriegen.]

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