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Unter den Osmanen – Ogier Ghiselin de Busbecq in Istanbul (1552-62)

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B. Abschied und Rückkehr ins Reich.


Wiewohl ich nun an der Gesinnung meines Herrn keinen Zweifel haben konnte, so gedachte ich doch, daß es im Gefolge der Fürsten immer Leute gibt, die auch die tüchtigsten Leistungen anderer, besonders auswärtiger Männer anschwärzen, und beschloß daher, womöglich alles seiner freiesten Entscheidung vorzubehalten. Ich stellte mich demnach gegen Ali auf den Standpunkt, die vorgeschlagenen Bedingungen entsprächen zwar nicht durchaus den Erwartungen meines Herrn, dennoch dächte ich, er würde ihnen beitreten, sofern jemand mit mir zu ihm gesandt würde, der die dunkleren oder sonst bedenklichen Punkte aufklären könnte. Dazu, sagte ich, scheine mir Ibrahim der geeignete Mann, und durch ihn könnten dann wieder die Türken des Kaisers Meinung über den Frieden erfahren. Dieser Vorschlag fand leicht Zustimmung.

So wurde an dieses langwierige Friedensgeschäft die letzte Hand gelegt. Es ist Sitte, daß die Paschas einen in Gnade scheidenden Botschafter im Diwan zu ihrer Tafel ziehen. Aber weil ich den Eindruck erhalten wollte, daß alles bis zur Antwort meines Herrn noch in der Schwebe und ungewiß sei, wurde mir diese Ehre nicht erwiesen, was ich mit großem Gleichmut hinnahm.

Ich hatte den Wunsch, eine Anzahl edler Pferde mitzuführen. Deshalb waren meine Diener beauftragt, sich fleißig auf dem Markt nach derlei Tieren umzutun. Als Ali davon hörte, ließ er selbst ein reines Rassepferd aus seinem Stall als käuflich hinführen. Meine Leute eilten herbei, man handelt, als Preis werden hundertzwanzig Dukaten angegeben, sie bieten, unkundig des Besitzers, achtzig. Die Leute Alis weigerten sich, es dafür herzugeben. Ein paar Tage später wurde mir dasselbe Pferd nebst zwei nicht geringeren von Ali Pascha als Geschenk übersandt; das eine war ein arabischer Zelter von herrlichem Wuchs. Als ich mich für die Gabe bedankte, fragte Ali, ob ich das Pferd, das meine Leute für achtzig Dukaten auf dem Markt hatten kaufen wollen, nicht höher einschätze? Ich antwortete: „Weit höher, aber sie hatten Auftrag von mir, nicht über diesen Preis hinauszugehen, weil ich nicht zu schlecht abschneiden wollte, falls sie mir aus Unvorsichtigkeit, wie das so geht, ein Tier mit verborgenen Fehlern einhandelten.“ Er ermahnte mich dann wegen der sorgfältigen Fütterung der Türkenpferde zu Anfang der Reise, nämlich mit einer ganz kleinen Ration; auch sollte ich möglichst kleine Tagereisen machen, bis sich die Pferde an die Reise gewöhnt hätten: den Weg nach Adrianopel, den man sonst in fünf Tagen zurücklegt, sollte ich auf neun bis zehn Tage einteilen.

Ali Pascha schenkte mir auch ein überaus feines, goldbesticktes Gewand und eine Büchse voll des vorzüglichsten alexandrinischen Theriaks; zuletzt fügte er ein Glasgefäß voll Balsam hinzu, nicht ohne es ausführlich zu preisen. Die übrigen Geschenke, meinte er, schätze er nicht hoch ein, die könne man um Geld kaufen: dies aber sei eine seltene Gabe, sein Herr selbst könne einem Freunde oder verbündeten Fürsten keine größere geben. Er sei einige Jahre Statthalter in Ägypten gewesen, daher habe er das erlangen können. Die Staude hat nämlich zweierlei Saft: der eine wird aus dem Öl der abgekochten Blätter gewonnen, ist schwarz und wohlfeil; der andere ist gelb und tropft aus der eingeschnittenen Rinde — das ist der echte, von dem er mir geschenkt hat. Er selber bat sich ein paar Gegengaben aus, einen Panzer nach dem Maße seines mächtigen und großen Körpers, auch ein kräftiges Pferd, dem er sich sturzsicher anvertrauen könne; denn wegen seines Gewichts findet sich nicht leicht ein Pferd, das ihm gewachsen ist. Zuletzt wünschte er gemasertes Holz von Ahorn oder anderen Bäumen, mit deren Furnieren man bei uns die Tische einlegt.

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