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Radikale gegen Protestanten – Ein Angriff auf geistliche Ansprüche auf weltliche Macht (1530)

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Disem rat vergleicht sich auch zu unsern zeytten Doctor Martinus Luther in seinem Sendtbriff vom aufrurischen Gaist an die Fursten zu Sachsen und spricht: Dieweyl Paulus schreibe, es mussen secten sein, uff das die, so bewert sind, offenbar werden, [1 Kor 11, 19] so sol man die falschen gaister nur getrost laßen predigen und seinen und irn gaist auff einander platzen und treffen lassen. Sey ir gaist recht, werd er sich vor dem sein nit forchten. Und widerumb, sey der sein gerecht, werd er vor dem irn wol pleyben. Ob den gleich etliche indes verfurt wurden, wolan, so gee es nach rechtem krigslauff, das wo ein streyt und slacht geschee, mussen etlich fallen und wundt werden; wer aber redlich fecht, der werd gekront. [2 Tim 2, 5] Und spricht weyter, wo aber die gaister mer wolten thon und nit allein mit dem wort fechten, sonder auch mit der faust zugreyffen, es thue es gleich er oder die andern, so sol es die oberkait nit leyden, sonder flucks das land verbotten und gesagt: wir wollen gern leyden und zusehen, das ir gaister mit dem wort fechtet, das die recht lere bewert werd, aber die faust sollet ir stil halten, den dasselb ist unser ampt; oder hept euch zum land auß!

Dieweyl nu im reich Cristi secten und spaltungen mussen sein und auß denselbigen, wiewol an in selbs boß, dannoch guts ervolgen solle, warumb wil dan ein oberkait sich anmassen, mit dem schwerdt ein ding auß dem reich Cristi zu treyben, das die schrift sagt, von not wegen darin sein muß? Solichs were ye anderst nit gehandelt, den der schrift widersprechen und liber das schwerdt und die craft desselbigen, weder die bewerten oder die craft Gottes worts im gaistlichen reich wollen offenbar machen.

Dagegen kan aber unser Hergot ein kunst, das man zwar mocht greiffen, das es das schwerdt nit thut. Den was der Teuffel ein jar oder drew here eben mit den widerteuffern fur ein spil getriben hat, ist kundig, also das ye mer die oberkait ir schwert wider dieselbigen genutzt, gewurgt und gebrent, ye mer ir gleich an denselben orten sind zugelouffen und sich zum tail selbst dargeben und gesagt, ob man sie auch fahen und wurgen wolle, sein sie berait, umb irs glaubens willen zu leiden. Es hat auch an eins tails orten so gar uberhandt genumen, das die oberkait zuletst mude des wurgens hat mussen aufhorn. Ich meine ye, das sey das schwert in des glaubens und ketzerei sachen kumpf und einen fuchsschwantz darus gemacht, des ime on zweyfel der Teuffel selbst in die faust lacht. Und gestattet unser Hergot dem Teuffel, die seinen in falschem glauben so freydig wider das schwert zu machen, solt dan Got nit auch vil mer craft geben, das seine ausserwelten und rechtglaubigen unter seinem Cristo wider schwerdt und fewer triumphirten, wie dan die historien zeugen und man by unsern zeyten auch erfarn hat. Also das in bede wege mit dem schwert, man wurg gleich rechtglaubig oder falschglaubig, doch endtlich nichtz außgericht ist und aigentlich ein ider solcher vervolgter glaub ye mer der menschen hertzen besitzt, ye mer sie sehen andere darob erwurgt werden.

Dieweyl nu dem allem in der warhait also ist, was wil sich dan ein oberkait zeyhen, das sie sich mit unrecht und aufrur im reich Cristi, das ir nit bevolhen ist, vergereiff, und sol dartzu all ir wurgen, muhe und arbait nit allein vergeblich sein, sonder auch eben das, so sie außrewten wil, ye lenger, ye mehr pawen und pflantzen? Dartzu wo ein cristenliche oberkait auff irer seytten dem falschen glauben wert, macht sie dadurch den falschglaubigen oberkaiten raum und stat, uff irer seyten wider den rechten glauben zu fechten. Den sobald man zulaßt, das ein oberkait wider die unglaubigen mit straff handeln moge, so nimpt ein yde oberkait dasselb recht fur sich, den es wil ir keine unrechten glauben haben, und wurgen und verjagen also eins umbs ander, ein ide diejhenen, so nit irs glaubens sind.

Und ob man entschuldigung furwendt, die euangelischen oberkaiten furn doch nit so scharpff, sonder verbuten den falschglaubigen allein das landt, ist war; ein straff ist treglicher weder die ander. Es sey aber ein straff wie gering sie wolle, so ist es gleichwol ein straff und damit bekent, das der unglaub zu straffen recht sey. Wo nu das recht zu straffen eingereumpt wirt, wer wil darnach einer oberkait maß setzen, wie scharpf oder lind sie einen yden mißglauben straffen sol? Und wirt also ein cristenliche oberkait fremder sund mitschuldig und tailhafftig, des sie wol mit gutem gewissen mussig sten konte.

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