GHDI logo

Radikale gegen Protestanten – Ein Angriff auf geistliche Ansprüche auf weltliche Macht (1530)

Seite 3 von 7    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Ob aber ymandt hieruff sagt, dises wer zu rauch geredt und mocht vileicht einer turckischen oder haidnischen oberkait hingen, das sie sich irer underthon selenhayl nichts bekumert, aber einer oberkait, die auch ein crist wer, geburt ye nit also zuzesehen, die irn mit falscher ler zu verfurn, Antwort: Erst ist gehort, das Cristus, der konig im gaistlichen reich, nit allein den rechten glauben und hailigen gaist gibt, sonder auch falschen glauben und den Teufel außtreybt. Als wenig es nu recht ist oder sein kan, das ein weltlich oberkait durch ir scepter des schwerts ymandt den rechten glauben und hailigen gaist geben wolte, so wenig ist es auch recht oder zu thon muglich, mit dem schwert falschen glauben, ketzerey oder den Teuffel außzutreyben. Also das die turckischen, haidnischen, cristenlichen und bapstlichen oberkait eine ebensovil rechts hat als die ander. Und haissen die bed stuck, nemlich wider oder fur den rechten glauben fechten, eins so wol als das ander, Cristo in sein reich fallen und aufrur treyben. Wil aber ein oberkait ye crist sein und Cristo sein reich furdern, das mag sie thon fur ir person, aber ir ampt pleypt gleichwol einen weg als den andern. Und geburts turcken und haiden nicht, das sie mit irm schwerdt in Cristus reich farn, so geburts ir auch nit und noch vil weniger. Sie kan aber einen andern weg wandern, der sich in Cristus reich reumpt, nemlich das sie gut prediger bestelle, die durch das wort Gottes streyten. Deßgleichen wil sie selbs andere von falschem glauben zu Cristo bringen, so pleyb sie aber unter dem reich Cristi, brauch seins scepters, des worts, und greyff nicht in ir weltlich reich nach dem schwerdt.

Spricht ymandt: du sagst ein langs und braits, das die oberkait sich in die lere vom glauben oder unglauben nit slagen soll. Es erhept sich aber vil uffrur, wo mer dan einerlai glauben geduldet wirt, welch der oberkait nit geburt zu leyden. Antwort: Aufrur geburt ja der oberkait nit zu leyden. Es ist aber aufrur, und ob sich dartzu noch etwas ferlichers erhube, kein ursach, das man darumb Cristo in sein reich falle und auch auffrur treyb. Dan das auffrur oder ander frevel entstet, ist weder falsches oder rechts glaubens oder glaubens lere schuld, sonder allein der boßen lewt, die sich baide unter dem cristenlichen und uncristenlichen rechten und falschen glauben allenthalben untermischen. Hat sich doch ob Cristo und seinen aposteln, auch zuvor ob den propheten, die doch die rechten lere des glaubens gefurt, auch aufrur erhaben, also das sie selbs fur aufrurer gescholten wurden, solt darumb recht gewest sein, irn glauben und die ler vom glauben zu vertilgen? Und was sag ich von alten geschichten, hat sich nit by unsern zeytten der pawern aufrur eben mertails auch ob dem euangelio erhaben und ist desselbenmals in unsern landen noch von keinem widertauffer gehort. Solt man darumb die predig des euangelii wegthun? Das sey ferne! Entstet aber ein uffrur oder wil ymandt eine anrichten, das man es mit worten oder wercken von im merckt, es sey gleich unter cristen, widertauffern, Juden oder welchem glauben es wolle, so straff man diejhenen, die es thun oder mit worten oder wercken zu thon schaffen oder anrichten. Aber die andern, die schlecht irs rechten oder falschen glaubens warten und fridlich sein, laß man unverworren und das scepter des gaistlichen reichs, das wort Gottes, unter denselbigen regiren und fechten.

Spricht ymant weytter: Sol man nit ehe straffen, dan die aufrur sey vor augen oder biß man sich mit worten oder wercken mercken laßt, eini antzurichten, so wer es zu lang gehart, den solche secten krichen heimlich in winckeln zusamen und halten ir dinck verporgen, also das, ehe man ires thuns und wesens recht innen wurt, ist die auffrur schon angangen und nimer zu wern. Antwort: Ist ein geschehene aufrur nit gnug, das man von derselben wegen den glauben, darunter sie sich begeben, außreutten solle, wie oben besloßen, so ist noch weniger ein ungescheene aufrur, der man sich allein besorgt, ursach gnug dartzu. Ist doch weyt der mertail aller menschen uff erdtrich boß, und man muß sich altzeit des ergsten vor inen besorgen, solt man sie darumb all todten oder vertryben, uff das man der sorg abkeme? Nein, Got laßt der weltlichen oberkait nit zu, so verpeuts auch das recht, das man uff besorgnis oder vermutung ymandt urtailn oder straffen moge. Der weltlichen oberkait ist bevolhen, eusserlichen frevel, als den sie in worten oder wercken erkent, zu straffen und nit haimlich sachen oder was im imant gedenckt. Ja es wer ir auch zu schwer, den sie kont nit gewiß werden und mocht sich ebensobald vor einem besorgen, der nichtz boß, als vor einem, der boß zu thon im sin het.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite