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Revidierter Plan für das Industrieniveau in den anglo-amerikanischen Zonen (29. August 1947)

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B. Es darf nicht vergessen werden, dass die Bizone bereits eine Bevölkerung von mindestens 6 Millionen mehr als 1936 hat, und bis 1952 kann erwartet werden, dass sie eine Bevölkerung hat, die um 8 bis 10 Millionen höher ist als in der Vorkriegszeit. Basierend auf einer erwarteten Bevölkerungszahl von 42 bis 44 Millionen in der Bizone im Jahre 1952, würde die im neuen Plan festgelegte pro Kopf-Produktionskapazität ungefähr 75% derer von 1936 betragen.

C. Bei der Entwicklung des Bizonen-Plans lag die vorrangige Aufgabe darin, das notwendige Industrieniveau zu schaffen, um das Gebiet finanziell unabhängig zu machen. Bei der Festlegung der Produktionsgrenzen für die einzelnen Industrien, beispielsweise Stahl und Maschinen, wurden die Anforderungen für Exporte, für die inneren Bedürfnisse des Bizonen-Gebiets und für den Handel mit dem restlichen Deutschland in Betracht gezogen. Bei der Beurteilung der Anforderungen für den Handel mit dem restlichen Deutschland und für Importe musste die Demontage von Produktionsmitteln aus den anderen Zonen und Berlin mit eingerechnet werden. Der potenzielle Ertrag bestimmter Industrien berücksichtigt daher die Bedürfnisse des restlichen Deutschland durch den Handel, und die Kapazitäten, die zu diesem Zweck erhalten wurden, verkörpern die Anforderungen des Bizonen-Gebiets. Mit anderen Worten: das Bizonen-Gebiet muss, um sich selbst finanzieren zu können, die Produkte, an denen es ihm mangelt, entweder als Importe aus dem Ausland oder durch handel aus dem restlichen Deutschland beschaffen.


II. VORAUSSETZUNG FÜR EINE AUSGEWOGENE WIRTSCHAFT

Zusätzlich zum Außenhandel der Vorkriegszeit muss die Bizone einen über ihre internen Bedürfnisse hinausgehenden Überschuss für den Handel mit dem restlichen Deutschland produzieren; dies betrifft besonders die Produktionskapazität von Stahl und Stahlprodukten, die die am meisten benötigten und daher die verlässlichsten Handelsrohstoffe sind, die vom restlichen Deutschland im Austausch gegen die wesentlichen Schlüsselprodukte für die Bizonenwirtschaft angefordert werden.

A. Änderung der Preisverhältnisse. Die Weltmarktpreise für Nahrungsmittel und Rohmaterial sind seit 1936 schneller angestiegen als die Preise für Fertigwaren und es ist wahrscheinlich, dass diese Situation fortbestehen wird. Als Konsequenz dessen muss die Bizone darauf vorbereitet sein, im Außenhandel proportional größere Mengen an Industrieprodukten im Gegenzug für die notwendigen Importe von Nahrungsmitteln und Rohmaterial auszutauschen.

B. Importe im Allgemeinen. Das Bizonen-Gebiet war für die Gesamtheit der Nahrungsmittelknappheit im Vorkriegsdeutschland verantwortlich, da das restliche Deutschland hinsichtlich der Nahrungsmittel fast autark war. Es wird geschätzt, dass die Importe an Nahrungsmitteln, Saatgut und Dünger, die benötigt werden, um eine grundlegende Ernährung zu ermöglichen, sich bei den gegenwärtigen Preisen auf 1.00 bis 1.25 Milliarden Dollar belaufen werden.
1. Industrielle Importe aus anderen Ländern in die Bizone betrugen 1936 etwa 1.5 Milliarden RM, was bei den gegenwärtigen Preisen mindestens 1.0 Milliarden Dollar darstellt. Der veränderte Charakter des deutschen Handels wird es jedoch ermöglichen, diese Zahl zu reduzieren.
2. Die unsichtbaren Handelsgüter im deutschen Außenhandel waren vor dem Krieg in etwa ausgewogen. Die gegenwärtigen Kalkulationen, die auf keiner Seite der Rechnung Vorkehrungen für unsichtbare Handelsgüter treffen, mögen optimistisch sein.
3. Die vorangehenden Überlegungen haben zu dem Schluss geführt, dass der gesamte Bizonenbedarf aus dem Ausland bei den gegenwärtigen Preisen etwa 2.0 Milliarden Dollar entsprechen wird. Die Rückzahlung von Vorschüssen der Besatzungsmächte wäre eine Ergänzung zu diesen Schätzungen.

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