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Alfred Krupp und der Charme rauchender Schornsteine (12. Januar 1867)

Das Unternehmen Krupp wurde von Friedrich Krupp (1787-1826) gegründet, dessen ältester Sohn Alfred Krupp (1812-1887) im Jahr 1848 die alleinigen Eigentumsrechte übernahm. Krupps Haupterzeugnisse umfassten Maschinen und Maschinenteile aus hochwertigem Gussstahl: Ausrüstungsbestandteile für Deutschlands expandierendes Eisenbahnnetz, Artillerie für die preußische Armee und später Panzerplatten für die deutsche Flotte. Bei Alfred Krupps Tod 1887 beschäftigte seine Firma über 20.000 Arbeiter.

Aus Anlass der Pariser Weltausstellung 1867 und als Geschenke für „hochstehende Personen“ forderte Krupp Fotografien seiner Fabriken an. Wie er in dem folgenden Brief erläutert, wollte er die Fotos im Mai angefertigt wissen, „wenn alles grünt und der Wind stille ist”. Er empfiehlt, dass sie an einem Sonntag gemacht werden, wenn nicht allzu viel Rauch die Luft erfüllt, wenngleich er hinzufügt, dass ein wenig Rauch hier und da recht hübsch wäre. In der Tat betrachtete man qualmende Schornsteine als ein Zeichen des Wohlstands und guter Unternehmensleitung: sie sind als Motive auf den Briefköpfen vieler Firmen abgebildet. Dieser Brief wurde in Nizza verfasst, wo die Familie Krupp damals weilte, um einer Choleraepidemie zu entgehen, die 1.460 der 40.000 Einwohner der Stadt Essen heimsuchte.

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Nizza, 12. Januar 1867

Für die Pariser Ausstellung und für einzelne Geschenke an hochstehende Personen müssen wir neue Photographien im Mai, wenn alles grünt und der Wind stille ist, ausführen. Ich denke nämlich, daß die kleinen Photographien vollkommen im Allgemeinen ausreichen, daneben wünschte ich aber in größtem Maßstabe eine oder besser zwei Ansichten mit Staffage und Leben auf den Plätzen, Höfen und Eisenbahnen. Ich würde vorschlagen, daß man dazu Sonntage nehme, weil die Werktage zu viel Rauch, Dampf und Unruhe mit sich führen, auch der Verlust zu groß wäre. Ob 500 oder 1.000 Mann dazu nötig sind, stelle ich anheim. Es ist nachtheilig, wenn zu viel Dampf die Umgebung unklar macht, es wird aber sehr hübsch sein, wenn an möglichst vielen Stellen etwas weniger Dampf ausströmt. Die Lokomotiven und Züge sind auch sehr imponirend so wie die großen Transportwagen für Güsse.

Wenn Herr Diechmann dies zeitig mit v. Werden* überlegt und Alles vorbereitet wird, so kann das ein gelungenes Bild werden. Es wird aber der Größe der Fläche wegen wohl aus zwei Punkten wenigstens genommen werden müssen, wenn nicht noch besser von vier Stellen, und zwar von den beiden Wasserthürmen, vom großen Kamin und von der höchsten Höhe über der großen mechanischen Werkstatt. Diese Bilder müßten für mehrere Jahre vorhalten, und wenn sie so schön werden wie ich mir denke, so mag die Aufnahme incl. Vergütung für die Leute ein paar Tausend Thaler kosten. Unsere Ausstellung muß mit solchen aufgerahmten Bildern (ohne Glas), wenn dazu Raum herum ist, geschmückt werden.**




* Diechmann und van Werden waren leitende Mitarbeiter. [Beide Fußnoten stammen aus Franz-Josef Brüggemeier und Thomas Rommelspacher, Blauer Himmel über der Ruhr. Geschichte der Umwelt im Ruhrgebiet 1840-1990. Essen: Klartext, 1992, S. 129.]
** Am 5. April 1867 schrieb Alfred Krupp aus Nizza: „Eben erhaltene Photographien haben mir großes Vergnügen gemacht, und ich freue mich auf das Bild aus der Ausstellung selbst. Die große Kanone hätte auch ein paar Menschen zur Staffage haben sollen, dies würde ich bei großen Gegenständen immer empfehlen, weil das gleich Maßstab ist, auch daß hinter dem bestimmten Objekte alles durch eine graue Papierwand verhüllt wird, damit nichts das wirkliche Bild verundeutlicht. Ich kann mir ganz gut denken, daß für die jetzige Eile dergleichen nicht möglich war.“



Quelle: Alfred Krupps Briefe und Niederschriften, Bd. 9, 1866-1870, S. 108-09.

Originaltext wieder veröffentlicht in Franz-Josef Brüggemeier und Thomas Rommelspacher, Blauer Himmel über der Ruhr. Geschichte der Umwelt im Ruhrgebiet 1840-1990. Essen: Klartext, 1992, S. 129.

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