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Freiheitsbaum (1792)

Im Jahre 1792 begleitete Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) seinen Schirmherrn, den Herzog Karl August von Sachsen-Weimar, auf dem deutschen Feldzug gegen das revolutionäre Frankreich. In seiner festgelegten Rolle als Feldzugshistoriker wurde Goethe Zeuge vieler Schlachten, nicht zuletzt der historischen Kanonade von Valmy. Im Laufe des Feldzugs fertigte er auch dieses berühmte Aquarell an, eine Darstellung eines so genannten Freiheitsbaumes in der Stadt Schengen, die im Moselgebiet an der Grenze zwischen dem Herzogtum Luxemburg und der französischen Republik liegt. Die Inschrift lautet: „Passans, cette terre est libre“ [„Vorbeigehende, dieses Land ist frei“]. Wie viele seiner Zeitgenossen hatte Goethe die Revolution in ihrer anfänglichen, konstitutionell-monarchischen Phase akzeptiert, jedoch ihre anschließende Entwicklung abgelehnt. Allerdings erkannte er, dass es sich um ein Ereignis mit weitreichenden Folgen handelte. Nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug schenkte Goethe dieses Aquarell seinem Freund Friedrich Heinrich Jacobi (1743-1819), einem Autor und Philosophen, der kritisch gegenüber dem Rationalismus der Aufklärung war. Die beiden hatten während Goethes Abwesenheit im Briefwechsel gestanden. In einem häufig zitierten Brief an Jacobi vom 18. August 1792 legte Goethe nahe, dass er der ganzen Angelegenheit überdrüssig sei und den Punkt erreicht habe, an dem ihn der Ausgang herzlich wenig kümmerte. Aquarell auf Feder- und Bleistiftzeichnung von J. W. Goethe, 1792.

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Freiheitsbaum (1792)

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