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Theodor Herzl beim Verlassen der Synagoge in Basel während des 6. Zionistischen Kongresses (1903)

Theodor Herzl (1860-1904), österreichisch-ungarischer jüdischer Journalist, Herausgeber und Politiker, arbeitete als Korrespondent und später als Redakteur der liberalen Wiener Zeitung Neue Freie Presse. Obwohl Herzl als Student an der Universität Wien in den frühen 1880er Jahren mit dem Antisemitismus Bekanntschaft gemacht hatte, gelangte er erst anlässlich der Dreyfus-Affäre Mitte der 1890er zu der festen Schlussfolgerung, dass eine jüdische Integration in die europäische Gesellschaft weder möglich noch wünschenswert sei. (Herzl war etwa um die Zeit der Inhaftierung von Dreyfus Korrespondent in Paris und sollte später Menschenmengen miterleben, die antisemitische Parolen skandierten.) 1896 veröffentlichte Herzl das Buch Der Judenstaat, mit dem er die Gründung eines unabhängigen jüdischen Heimatlands vertrat.

Im Jahr darauf organisierte Herzl den Ersten Zionistischen Kongress, der in Basel abgehalten wurde, und beabsichtigte, die politischen Ziele und Strategien des Zionismus weiter voranzubringen. Dort wurde er zum Präsidenten der Zionistischen Weltorganisation gewählt. Herzl sollte sich als unermüdlicher Streiter für die zionistische Sache erweisen: Er sammelte Spenden, gründete die zionistische Wochenschrift Die Welt und versuchte ausländische Würdenträger für das Anliegen zu gewinnen. Beim 6. Zionistischen Weltkongress (1903), aus dem eine Szene im Bild unten zu sehen ist, schlug er Uganda als vorübergehenden jüdischen Zufluchtsort vor, besonders für russische Juden auf der Flucht vor Pogromen. Der Vorschlag stieß jedoch auf einen Sturm der Entrüstung und wurde im darauf folgenden Jahr abgelehnt.

Im Jahr 1904 starb Herzl im Alter von nur 41 Jahren an einem Herzleiden. Bis zu seinem Tod hatten seine diplomatischen Bemühungen kaum konkrete Ergebnisse gezeigt. Nichtsdestotrotz verwandelte Herzl den Zionismus in eine organisierte und international anerkannte Bewegung. Erwähnenswert dürfte noch der Umstand sein, dass die zionistische Bewegung selbst das Symptom einer langjährigen Debatte unter den deutschen Juden während des gesamten 19. Jahrhunderts und bis ins frühe 20. Jahrhundert darüber war, ob die Assimilation möglich und wünschenswert sei. Das Thema blieb im Ersten Weltkrieg und selbst in der Weimarer Zeit höchst umstritten.

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Theodor Herzl beim Verlassen der Synagoge in Basel während des 6. Zionistischen Kongresses (1903)

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