GHDI logo


Auswertung des 12. Plenums des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zur Gewinnung von Frauen für die Erwerbsarbeit (1961)

Zu Beginn der 1960er Jahre besteht der politische Druck auf die Frauen in der DDR, berufstätig zu sein, unverändert fort. 1961 erstellt der Demokratische Frauenbund Deutschlands, die wichtigste Frauenorganisation der DDR, eine Liste von Maßnahmen, mit denen möglichst viele Frauen zur Berufstätigkeit gebracht werden sollen. Dazu gehören verbesserte Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten sowie Lösungen für das Problem der Kinderbetreuung.

Druckfassung     Dokumenten-Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument

Seite 1 von 1



Der Bundesvorstand des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands

Berlin, 30. März 1961



Das Sekretariat diskutierte über die große politische Bedeutung und die Lehren des 12. Plenums des ZK und über die sich für unsere Arbeit daraus ergebenden Aufgaben und Schlußfolgerungen.

Die Hauptaufgabe hierbei ist, daß unsere Organisation teilnehmen muß an der weiteren Gewinnung der breitesten Kreise der Frauen für die Erfüllung der Ziele des Volkswirtschaftsplanes und unserer gesamten ökonomischen Aufgaben.

Hierbei ist der Erleichterung des Lebens der werktätigen Frauen alle Aufmerksamkeit zuzuwenden und neue Möglichkeiten und Reserven durch örtliche Initiativen immer besser auszuschöpfen.

Besonders wichtig ist es für unsere Vorstände und jede Funktionärin, die Lehren und Hinweise über die Entwicklung der politischen Massenarbeit, über die Arbeit mit den Menschen und die notwendige Verbesserung der Leitungstätigkeit ständig zu beraten und gründlich für den eigenen Arbeitsbereich auszuwerten.

Die im Diskussionsbeitrag der Vorsitzenden der Organisation enthaltenen Probleme sind von den entsprechenden Abteilungen weiter zu verfolgen und die Durchsetzung der Vorschläge zu beachten und einzuschätzen.

Vor allem betrifft das solche Fragen wie

1. die Verbesserung der Arbeit mit den Hausfrauenbrigaden durch die Industrie und die örtlichen Organe, sowie der schwerpunktmäßige Einsatz von Hausfrauenbrigaden in Einrichtungen des Gesundheitswesens;

2. die Einrichtung von Kinder-Unterbringungsmöglichkeiten durch Nutzung örtlicher Bedingungen, wie z. B. Baracken der Bauarbeiter.

Beispielschaffung über eine befriedigende Lösung der Betreuung von Kindern, die leicht erkrankt sind und Entwicklung der Nachbarschaftshilfe auf der Basis des Beispiels der Rentnerinnen von Finsterwalde;

3. Verbesserung der Arbeit des Staatsapparates mit den HO-Beiräten;

4. Schaffung von Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für Hausfrauen und Helferinnen in Hausaufgabenzimmern, Horten usw. durch das Ministerium für Volksbildung;

5. Nach dem VI. Pädagogischen Kongreß sind endgültig Vorschläge für die Entwicklung neuer Formen der pädagogischen Propaganda mit dem Ministerium für Volksbildung auszuarbeiten und mit der Organisation durchzusetzen.

6. Die Abteilung Frau und Staat sollte sich einen Überblick verschaffen und erarbeiten über die Arbeitskräftelage, so daß eine gründlichere Kenntnis und bessere Einsatzlenkung durch uns für die Hausfrauen möglich ist.

7. Zur weiteren Verbesserung der politischen Massenarbeit nimmt das Sekretariat am 4.7.1961 eine Einschätzung über die Durchführung des Bildungsbeschlusses entgegen; die Abt. Politische Massenarbeit unterbreitet gleichzeitig Vorschläge für die weitere Entwicklung unserer Schulungsarbeit.

8. Die „Frau von heute“ analysiert zur Beratung im Sekretariat Anfang Juli 1961 ihre Arbeit.

9. Die „Frau von heute“ und das Funktionärorgan „lernen und handeln“ veröffentlichen Diskussionen und Beispiele über die Aktivitäten der Frauen in der kommenden Zeit konkret unter dem Thema „Wir erfüllen die Aufgaben des 12. Plenums“ (Arbeitstitel).

Maßnahmen des Sekretariats und für den Apparat im Bundesvorstand

1. Auf der Basis des 12. Plenums und zur gründlichen Auswertung der ersten Erfahrungen der Wahlbewegung in der Organisation führt das Sekretariat am 10.4.1961 eine Beratung mit den Bezirksvorsitzenden durch, an der alle Abteilungsleiterinnen teilnehmen.

2. Zu den Problemen des 12. Plenums werden 2 Seminare für die politischen Mitarbeiterinnen durchgeführt.

Für die Ausarbeitung der Seminarpläne ist verantwortlich: Abt. Politische Massenarbeit

3. In allen Abteilungen sind die Berichte über die Beratungen des Vorsitzenden des Staatsrates Walter Ulbricht in Forst und Eichwege gründlich zu diskutieren und die Lehren für die eigene Arbeit auszuwerten.


Demokratischer Frauenbund Deutschlands
– Bundessekretariat –



Quelle: SAPMO BArch, DY 30/IV 2/17/89; abgedruckt in Dierk Hoffmann und Michael Schwartz, Hg., Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland seit 1945, Bd. 8: 1949-1961: Deutsche Demokratische Republik. Im Zeichen des Aufbaus des Sozialismus. Baden-Baden: Nomos, 2004, Nr. 8/219.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite