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Ikonoklasmus – Andreas Bodenstein von Karlstadt argumentiert gegen den Bildgebrauch (1522)

Der fränkische Andreas Bodenstein von Karlstadt (1486-1541) war Kanzler der Universität Wittenberg, an der Martin Luther als Theologieprofessor lehrte. Karlstadt war ein früher Verbündeter Luthers und führte 1521-22 radikale Reformen des Gottesdienstes und der Religionsausübung durch. (Zu diesem Zeitpunkt war Luther als Konsequenz des Reichstages zu Worms untergetaucht). Von Anfang an befürwortete Karlstadt die Entfernung religiöser Bildnisse, welche er und andere als verbotene Götzen ansahen. Nachdem Luther nach Wittenberg zurückkehrte und eine Auseinandersetzung mit ihm begann, verließ Karlstadt die Universität, um Pastor zu werden. Er wurde 1524 aus Sachsen verbannt, doch Luther schützte ihn – allerdings erst nachdem der Radikale seine Bekenntnisse zurücknahm. Karlstadt, einer der hauptsächlichen Anstifter des Eucharistiestreits, der die Protestanten spaltete, beendete sein Leben als Prediger und Professor in Basel, wo er an der Pest starb.

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Von abthuhung der Olgotzen.


i Das wir bilder in Kirchen vñ gots hewßern habē / ist vnrecht / vnd wider das erste gebot. Du solst nicht frombde gotter haben.

ii Das geschnitzte vnd gemalthe Olgotzen vff den altarien stehnd ist noch schadelicher vnd Tewffellischer.

iii Drumb ists gut / notlich / loblich / vñ gottlich / das wir sie abthun / vñ ire recht vñ vrteyl der schrifft gebē.

Gots hewser / seind hewßer / daryn gott allein geheret / angeruffen / vñ angebet soll werdē. Alß Christus spricht Mein hauß ist ein hauß des gebets / vñ macht ein grubē der morder daraus / betrüglich bilder ermorde alle yre anbeter vñ breyßer alß geschriebē steht. Sie seind got frembd vnd voller schand beschutt / vñ greulich geworden wie die ding / welche sie gelibt haben. Osee. ix. Wir konden ye nit leucken / das wir die genante heyligen in die kirchen auß lieb gestelt haben / hetten wir sie nit geliebet / ßo hetten wir sie nit dahyn gesetz / do gott allein soll wonen vñ herßen. Werē wir yhn feind gewest / wir hettē sie mehr gefloge dan angenumē. Vnßer tath vbertzeuget vns dz wir bylder geliebt / haben wir nit yhn die ehere ertzeicht / die wir grossen hern ertzeygen vñ tzu messen? War vmb habē wir sie mit Sāmor? mit damast? mit silberin? mit guldin kleydern lassen malē vñ ferbē? warumb behenckē wir sie mit gulden kronen? mit edeln gesteynen? vñ tuhn yhn das tzu ehren vnd lieb / das wir vnßern kindern / weibern / eltern / obirsten fursten vnnd hern nit gern geben? wehr kan vns nur glawben / ßo wir sagen. Wir habē die Olgotzen / geschnitzte vñ gemalte bilder nit lieb? ßo vns vnßere geberde vberwyndten? Got hasset vnd neydet byldnis / wie ich sagen werd / vñ acht sie fur ein grawell / vñ spricht / das alle menschen in seynen ougen sollē sein / wie die ding / welche sie lieben. Byldnis seind greulich. volget / das wir auch greulich werden / ßo wir sie lieben.

Also wurgen sie yre anbeter oder eher gebet. Drumb mogen vnßere tempell billich morderß gruben genenth werden / das vnßer geyst in yenen ertodt vnd erschlagen wirt. Der Tewffel lone dē Bepsten / die vns alßo totten vñ wurgen. Ehs wer tausent mall besser sie stundē yn der hell oder fewrichtē offen / dan in gotis hewßern.

Nhu hore furth eygenschafft vnd vrsprungk des erbawten gottis hauß. Salomon sagt alßo. Dein hauß o gott / ist allein der halben gemacht / auff dastu ansehest das gebeth deynes knechts / vnd annhemst die bitth / ßo ehr vor dir außschutt / vnd thuest deyne ougen tag vnnd nach auff vber das hauß / darin deyn nham soll angerufft werden. ii. Parali.vi. 3. Regū. viii. der gleychen stuck ertzelt Salomon vil / die gott eyniglich sollen tzugeaygt werden. Das ich mich in sonderheit vast verwunder. Wie got vnser grosse boßheit hat gedult vñ erlidē biß her.

Sih gottis hauß ist der wegen gemacht / das ehr allein / in dem selben soll herschen / vñ seyne ougen alß ein helffer / vff unß notdurfftig auffthun sall. Item das got allein angebett soll werden. Item das gottis nham allein soll angerufftt werden. Ich wolt gern sehen was wir den warhafftigen Christen konten antwurten / oder den Jüden / die verstand der Biblienn haben / aber gott / dero vns seyne lahet durch den heiligen geyst geben hat / wan sie oder ehr fragten. Wie bistu ßo durstigk / dastu bilder vnd Olgotzen in mein hauß lassest stehn? Wie darffestu ßo kun vnd keck gesein / dastu dich in meynem hauß kegen bildnis neygest vnd buckest? welche mensche hende geschaffen haben? diese ehere steht mir tzu. Du tzundest yhn lichtlin an. Vnd du soldest mir das thun / ßo du ye licht wilt brennen oder bornen. Du brengest yhn wichßen opffer / in gestalt / deiner krancken bein / arm / ougen / kopff / füeß / hend / küh / kelber / ochßen / schyff / hauß / hoff / ecker / wißen / vñ der gleichē / gleich alß hetten dir solche bildnis gesunde bein / arm / ougē / kopff etc. gemacht / oder hettē dir ecker / wißē / heußer / ehere / gut / vñ hab bescheert.

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