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OMGUS-Umfragen: Trends in der deutschen öffentlichen Meinung (1945-47)

Zwischen Oktober 1945 und April 1947 führten die Amerikaner in ihrer Zone sowie in den amerikanischen und britischen Sektoren Berlins eine Serie von Umfragen durch, die insgesamt mehr als 75.000 Personen erfassten. Die Umfragen deckten verschiedene Themen wie die Wirtschaftslage, Politik und die Zukunft Deutschlands ab.

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Trends in der deutschen öffentlichen Meinung

Befragte: Die Zahl der Befragten variierte zwischen 365 in der ersten Erhebung und 3500 Personen, die im April 1947 befragt wurden; insgesamt wurden in der amerikanischen Zone und im amerikanischen und britischen Sektor Berlins 75 000 Personen befragt.
Untersuchungszeitraum: In der Zeit vom 26. Oktober 1945 bis 7. April 1947 wurden vierzig vollständige Erhebungen in der amerikanischen Zone sowie weitere 23 Untersuchungen kleineren Umfangs und in begrenzten Gebieten durchgeführt (43 Seiten).


Dieser Bericht fasst in anschaulicher Form maßgebliche Trends in den amerikanisch besetzten Gebieten zu folgenden Hauptthemen zusammen: Wirtschaftslage, Ernährung, die Besatzung, Nürnberger Prozesse, Medien, Politik und Neuorientierung.

Wirtschaftslage. Der Anteil der Bevölkerung, der sein Einkommen für ausreichend hielt, blieb zwischen November 1945 und Juli 1946 konstant, begann aber danach zu sinken. Die allgemeine Erwartung steigender Preise erhöhte sich zwischen Januar und Juni 1946 stark; die Hälfte der Bevölkerung war davon überzeugt, dass inflationsdämpfende Maßnahmen nicht greifen würden. Im Dezember 1945 meinten fast acht von zehn Personen, die Lage würde sich innerhalb von sechs Monaten verbessern, während im April 1947 nur 45 Prozent dieser Meinung waren. Das Vertrauen in den Wert der Reichsmark ging nach April 1946, als 54 Prozent noch zuversichtlich waren, konstant zurück; im Oktober 1946 erwarteten 43 Prozent eine Schwächung der Reichsmark. Zwischen April und Oktober 1946 sank das Vertrauen sowohl in das Alliiertengeld als auch in die Deutsche Reichsmark, wobei mehr als die Hälfte keinen Unterschied zwischen den beiden Währungen erkennen konnte.

Ernährung. Obwohl es viele Klagen über die Lebensmittelrationierung gab, waren fast alle mit der Umsetzung des Markensystems einverstanden, mit Ausnahme einer geringfügigen Abschwächung zwischen November 1945 und Mai 1946 von 93 auf 88 Prozent. Dass in manchen Zonen mehr rationiert werde als in anderen, war eine Meinung, die sich im Mai 1946 (47%) gegenüber März (60%) abschwächte. Zwischen November 1945 und April 1947 machten sich die Menschen um die Ernährung mehr Sorgen als um irgendetwas anderes, Stadtbewohner dreimal häufiger als Menschen in ländlichen Gebieten; diese klagten wiederum doppelt so oft als die Stadtbewohner über einen Mangel an Kleidung und Schuhen.

Die Besatzung. Im November 1945 meinten 70 Prozent der in der amerikanischen Zone Befragten, die amerikanische Besatzungsmacht hätte den Wiederaufbau Deutschlands vorangetrieben; bis September 1946 war dieser Anteil auf 44 Prozent gesunken. Gleichzeitig gab es eine stetig wachsende Gruppe, die dazu überhaupt keine Meinung hatte, und in den letzten beiden Erhebungen nahm der Anteil derer, die meinten, die Amerikaner hätten den Wiederaufbau behindert, stark zu.

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