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Friedrich II. („der Große”) am Vorabend der Schlacht bei Leuthen (28. November und 3. Dezember 1757)

Am Vorabend der Schlacht bei Leuthen schien Friedrichs Lage verzweifelt, und er sandte die folgende Nachricht an Minister Finckenstein. Es war eines von mehreren „militärischen Testamenten“ und gleichzeitig Zeugnis seiner risikoreichen Kriegführung. Die dramatische Ansprache an seine Offiziere, von der in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1802 berichtet wird, ist typisch für Friedrichs Rhetorik und Mentalität. Am 4. Dezember 1757 griff Friedrich die Österreicher und ihre Alliierten bei Leuthen an, wo seine Streitkräfte sich auf dem Schlachtfeld durchsetzten, ungeachtet der erheblichen zahlenmäßigen Überlegenheit seiner Widersacher.

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28. November 1757

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Ich habe meinen Generalen Befehl für alles gegeben, was nach der Schlacht im Falle des glücklichen oder unglücklichen Ausganges geschehen soll. Im übrigen will ich, was meine Person betrifft, in Sanssouci beigesetzt werden, ohne Prunk, ohne Pomp und bei Nacht. Man soll meinen Körper nicht öffnen, sondern mich ohne Umstände dorthin bringen und mich bei Nacht beerdigen.

Was die Geschäfte anlangt, so muß sofort an alle Kommandeure Befehl ergehen, die Truppen auf meinen Bruder zu vereidigen. Wird die Schlacht gewonnen, muß mein Bruder nichtsdestoweniger jemand mit der Notifikation und zugleich mit der Vollmacht zu Friedensverhandlungen nach Frankreich senden.

Das Testament soll geöffnet werden. Ich entbinde meinen Bruder von der Auszahlung aller Legate in barem Gelde, weil der traurige Zustand seiner Angelegenheiten ihn an ihrer Erfüllung verhindert. Ich empfehle ihm meine Flügeladjutanten, besonders Wobersnow, Krusemarck, Oppen und Lentulus. Dies soll als Testament im Felde gelten.

Ich empfehle alle meine Bedienten seiner Fürsorge.

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