GHDI logo

Georg Forster, „Über das Verhältnis der Mainzer gegen die Franken”, gesprochen in der Gesellschaft der Volksfreunde zu Mainz (15. November 1792)

Seite 1 von 3    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Über das Verhältnis der Mainzer gegen die Franken


Bisher war es eine schlaue Politik der Fürsten, die Völker sorgfältig von einander abzusondern, sie an Sitten, Charakter, Gesetzen, Denkungsart und Empfindung gänzlich von einander verschieden zu erhalten, Haß, Neid, Spott, Geringschätzung einer Nation gegen die andere zu nähren und dadurch ihre eigene Oberherrschaft desto sicherer zu stellen. Umsonst behauptete die reinste Sittenlehre, daß alle Menschen Brüder sind; dieselbe Innung, die einen besondern Beruf zu haben vorgab, das zu lehren, hetzte diese Brüder gegen einander auf; denn ihr verderbtes und versteinertes Herz erkannte keinen Bruder. Die Befriedigung ihrer oft niedrigen, oft bitteren Leidenschaften, ihr stolzes Ich ging ihnen über Alles und ließ kein Mitgefühl in ihnen emporkommen. Herrschen war ihre erste und letzte Glückseligkeit und um ihre Herrschaft zu erweitern, gab es kein zuverlässigeres Mittel, als diejenigen, die sich schon unter ihrem Joch befanden, zu blenden, zu täuschen und sodann – zu plündern.

Unter den tausenderlei Erfindungen, womit sie ihre Untergebenen zu hintergehen wußten, gehört auch diese, daß sie sichs sorgfältig angelegen sein ließen, den Glauben an erbliche Unterschiede unter den Menschen allgemein zu verbreiten, durch Gesetze zu erzwingen, und durch gedungene Apostel predigen zu lassen. Einige Menschen, hieß es, sind zum Befehlen und Regieren, andere zum Besitz von Pfründen und Ämtern geboren; der große Haufe ist zum Gehorchen gemacht; der Neger ist seiner schwarzen Haut und seiner platten Nase wegen schon zum Sklaven des Weißen von der Natur bestimmt; und was dergleichen Lästerungen der heiligen gesunden Vernunft noch mehr waren.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite