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Klassenunterschiede und Lehrpläne in einer kleinstädtischen Volksschule (1880er Jahre)

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Der Unterricht bei ihm war oft schrecklich langweilig, besonders waren es die vier Schreibstunden der Woche, wo wir nach alten Vorschriften irgendeine schöne Weisheit ein dutzendmal oder mehr zu Papier brachten. Aller Anfang ist schwer, Wohlgeschmack bringt Bettelsack, Mit Speck fängt man Mäuse, Frische Fische, gute Fische, Predigt hören säumet nicht – diese Sprüche malten wir eintönig die Stunden hindurch. Wenn man Lust dazu hatte, ging man mit einigen fertig geschriebenen Seiten zu dem Lehrer an den Tisch, der Lehrer warf einen müden Blick darauf und setzte mit roter Tinte irgendein Zeichen darunter, das manchmal mangelhaft, manchmal zufrieden, meistens gut bedeutete. Dem Lehrer war es gleich, ob man kam oder nicht, er nahm beides mit ewig gleicher Geduld hin.



Quelle: August Winning, Frührot. Ein Buch von Heimat und Jugend. Stuttgart-Berlin, 1924, S. 22-23, 43-44, 60-61.

Abgedruckt in Gerhard A. Ritter and Jürgen Kocka, Hg., Deutsche Sozialgeschichte 1870-1914. Dokumente und Skizzen, 3. Aufl. München: C.H. Beck 1982, S. 281-82.

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