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OMGUS-Umfrage: Trends in der deutschen öffentlichen Meinung (1945-49)

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Berlin. Während circa sieben von zehn AMZON-Deutschen erwarteten, die Amerikaner würden in Berlin bleiben, glaubten in West-Berlin neun von zehn daran. Im Gegensatz meinten mehr AMZON-Bewohner als West-Berliner, die Westmächte würden alles in ihrer Macht stehende tun, um die Notlage der West-Berliner zu erleichtern. Sowohl AMZON-Bewohner als auch West-Berliner Bürger glaubten mit überragender Mehrheit (über 90 Prozent) an die Korrektheit westlicher Politik in Bezug auf West-Berlin.

Die Besatzung. Bis Januar 1948 herrschte die Meinung vor, die Vereinigten Staaten sollten den Wiederaufbau Deutschlands beschleunigen, um zu verhindern, dass es vom Kommunismus überrollt werde. Im Februar 1949 war dieser Wert von 57 auf 49 Prozent zurückgegangen; gleichzeitig stieg der Anteil jener, die meinten, die Deutschen sollten ihr Land selbst aufbauen, von 16 auf 20 Prozent.

Während im November 1947 nur 39 Prozent der Meinung waren, die Vereinigten Staaten hätten den Wiederaufbau Deutschlands gefördert, waren es im August 1948 63 Prozent. 1946 waren sieben von zehn Personen davon überzeugt, die Alliierten würden zusammenarbeiten, um vor ihrem Abzug ein vereintes Deutschland herbeizuführen. Im Februar 1948 glaubten acht von zehn nicht daran.

Medien. Im Januar 1947 hielten drei Viertel der Bevölkerung die Nachrichten für vertrauenswürdiger als während des Krieges; im Januar 1948 war die Zahl auf 47 Prozent zurückgegangen, wobei jene, die sie für weniger vertrauenswürdig hielten, gleichbleibend bei fünf Prozent lagen, der Anteil jener, die keine Meinung hatten, aber wuchs stetig. Während der gesamten Nachkriegszeit gaben mehr als sieben von zehn AMZON-Bewohnern an, regelmäßig oder gelegentlich Zeitung zu lesen. Das Radiopublikum variierte kaum während der gesamten achtzehn Monate. Und ungefähr ein Viertel der AMZON-Bewohner gab an, Zeitschriften zu lesen.

Vertriebene. Sowohl Einheimische als auch Vertriebene waren sich anhaltend und fast einhellig einig, dass die Vertreibungen ungerecht gewesen seien. Im Vorjahr hatten die Einheimischen die Möglichkeit einer Integration der Vertriebenen tendenziell positiver gesehen. Eine ähnliche Einstellung fand sich auch unter den Vertriebenen selbst, die ihre Aufnahme in Deutschland nun positiver bewerteten. Wenig Veränderung gab es in der Haltung der Einheimischen hinsichtlich des Wunsches der Vertriebenen, in ihre Heimat zurückzukehren; etwa neun von zehn waren davon überzeugt, dass sie zurück wollten. Die Vertriebenen selbst drückten ebenfalls den Wunsch nach Rückkehr aus, obwohl bei ihnen die negative Einstellung anhaltend höher lag als bei den Einheimischen.



Quelle: A. J. und R. L. Merritt, Public Opinion in Occupied Germany, The OMGUS Surveys. Urbana, IL, 1970, S. 294-98.

Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche: Erica Fisher

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