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OMGUS-Umfrage: Trends in der deutschen öffentlichen Meinung (1945-49)

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Unter den politischen Parteien verzeichnete in der Amerikanischen Zone die SPD weiterhin stärkeren Zuwachs als die CDU/CSU, wenn auch der Zuwachs marginal war. In West-Berlin schnitt die SPD viel besser ab als in der Amerikanischen Zone. Seit 1945 verloren beide Parteien in der Gunst der Bevölkerung.

Wirtschaftslage. Die öffentliche Meinung zu Wirtschaftsfragen spiegelte die ökonomische Erholung Deutschlands. Das Vertrauen in die D-Mark wuchs und legte zwischen Juli 1948 und Februar 1949 zwanzig Punkte zu. Die Zustimmung zu Maßnahmen der Währungsreform blieb anhaltend hoch, im Durchschnitt neun von zehn. Obwohl Geld und hohe Preise im Allgemeinen zu großer Sorge Anlass gaben, war doch nach Juni 1948 die Mehrheit davon überzeugt, dass die Preise wieder sinken würden. Im Januar 1949 meinten 52 Prozent der AMZON-Deutschen, es würde ihnen nun besser gehen als im Jahr zuvor, als 57 Prozent der Befragten ihre Lage für schlechter als im Jahr davor einschätzten. Trotzdem behaupteten im Februar 1949 noch 57 Prozent, dass sie mit ihrem Einkommen nicht zurecht kämen.

Im Januar 1948 waren mehr Menschen der Meinung, die Lebensbedingungen würden sich eher verschlechtern als verbessern, doch schon unmittelbar nach der Währungsreform erwarteten fast drei Viertel der Menschen einen baldigen Aufschwung. Im Januar 1949 war dieser Optimismus zurückgegangen, aber nur auf das Niveau von circa zwei Drittel.

Mehr als die Hälfte der Befragten hatte weiterhin das Gefühl, dass es einen ernst zu nehmenden lokalen Schwarzmarkt gebe, und eine Mehrheit sah die Notwendigkeit eines stärkeren Eingreifens der lokalen Behörden.

Ernährung. Im Frühjahr 1946 behaupteten sechs von zehn AMZON-Deutschen, nicht genügend zu essen, um ihre Arbeit gut zu verrichten. Bis Januar 1949 hatte sich die Lage umgekehrt, sodass sich nur noch vier von zehn auf diese Weise äußerten. Auch das Vertrauen in die Gerechtigkeit der Lebensmittelrationierung schien anzusteigen, nach einem Rückgang des Höchststandes, der im Herbst 1945 und im Frühjahr 1946 gemessen wurde.

Internationale Beziehungen. Seit Februar 1948 sprachen sich Mehrheiten unterschiedlicher Größe für eine Westeuropäische Union aus. Das gleichbleibend hohe Niveau von Befragten ohne Meinung verwies auf ein mangelndes Vertrauen in die künftigen Auswirkungen der WEU auf Krieg und Frieden; innerhalb einer Periode von acht Monaten neigte die Mehrheit zur Annahme, dass sich die Kriegsgefahr verringern würde, gleichzeitig aber gab es immer mehr Menschen, die einen möglichen Krieg nicht ausschlossen. Im Verlauf des Jahres 1948 gab es immer mehr Menschen, die über den Marshallplan Bescheid wussten; bis Dezember war diese Zahl in der Amerikanischen Zone auf 83 Prozent angestiegen. Eine Mehrheit war gleichbleibend davon überzeugt, dass das Hauptmotiv für die amerikanische Hilfe an Europa darin bestand, die Ausbreitung des Kommunismus zu verhindern, obwohl 1948 der Glaube an altruistische Motive um neun Punkte anstieg. Die Hälfte der Bevölkerung befürchtete, dass die Vereinigten Staaten den künftigen Bedürfnissen Europas nicht angemessen entsprechen würde; nur sehr wenige (etwa vier Prozent) glaubten jedoch an die Einstellung jeglicher Hilfsleistungen. Fast sieben von zehn waren der Meinung, dass in den kommenden zehn Jahren vor allem die Vereinigten Staaten die Geschicke der Welt beeinflussen würden. Zwischen August 1948 und Februar 1949 stieg aber trotzdem der Anteil jener, die meinten, die Sowjetunion würde sich zur dominierenden Weltmacht entwickeln, von 11 auf 16 Prozent. Im Jahr davor hielten sechs von zehn Personen einen weiteren Weltkrieg in den kommenden 25 bis 30 Jahren für denkbar, drei von zehn Personen jedoch gaben sich optimistisch und meinten, es würde möglich sein ihn zu vermeiden.

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