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Was kostet ein Rendezvous? (1959)

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Auch Helmut F. gibt im Monat rund 80 DM mit seiner Freundin aus. Davon allerdings kann er eine Dose Tabak zu 5 DM, die ihm seine Freundin zum Monatsende schenkt, wieder abziehen.

Dieter R., 20, Musiker aus Mainz, hat für jeden Monat seinen festgelegten Etat: 50 DM. Davon bestreitet er zehn, in ungünstigen Fällen sieben Rendezvous. (Einmal reichte der Etat nur für ein einziges – doch davon sprcht Dieter nicht.)

„Eine ständige Freundin ist auf die Dauer noch das günstigste.“ – Diese Erfahrung haben fast alle jungen Männer gemacht, die wir fragten. Gar keine Freundn sei natürlich (finanziell) noch besser. Andererseits: Die Freundin oft zu wechseln, sei vielleicht ein schönes, aber doch das kostspieligste Vergnügen. Einer spricht von einer „Investitionsphase“, die bei jeder neuen Freundin erst zu überwinden sei. „Am Anfang kostet jedes Mädchen Geld, schließlich muss man imponieren.“

Mädchen, die zahlen

Ob später allerdings das Mädchen auch selbst bezahlen sollte, ist umstritten. Hans P. aus Hamburg ist entsetzt: „Kommt gar nicht in Frage, selbstverständlich bezahle ich.“ Fast drei Viertel der Befragten allerdings meinten, dass es ihnen gar nicht unrecht wäre, wenn sich die Mädchen in geeigneter Form an den Kosten beteiligen möchten. Elmar W. allerdings kann schon berichten: „Hier in München hat sich die löbliche Sitte durchgesetzt, nach der Miegen (Schwabinger Ausdruck für Mädchen, d.Red.) selbst bezahlen. Sollte von Twen als nachahmenswert empfohlen werden.“ Tatsächlich bezahlen viele Mädchen für sich selbst. Besonders dann, wenn sie schon lange mit ihrem Freund zusammen sind. „Für kulturelle Veranstaltungen – und dazu gehört Theater, Zirkus, Kunstausstellungen und Eisrevue – kauft sie die Karten“, berichtet Ingo N. Werner E. sagt: „Meine richtige Freundin kostet mich 60 DM im Monat, meine andere etwa die Hälfte – sie zahlt selbst.“ Ein anderer weiß zu schätzen, dass seine Freundin sich an den Benzinkosten für den Motorroller beteiligt (3 Pf pro Kilometer), wieder ein anderer, dass sie Butterbrote mitbringt, und ein Student ist dankbar dafür, dass sie ihm zweimal in der Woche ein Mittagessen kocht („Du isst sonst ja doch nicht richtig, sagt sie immer zu mir“).

„Der Nachteil einer ständigen Freundin ist: Man muss ihr Geschenke machen“, gibt Ernst B. zu bedenken. Etwa jeder dritte, den wir fragten, schenkt seiner Freundin wenigstens zum Geburtstag und zu Weihnachten etwas. Für ein Geburtstagsgeschenk (Schallplatten, Bücher, „etwas für ihr Zimmer“) werden 10 bis 20 Mark angelegt, für ein Weihnachtsgeschenk zwischen 10 und 50 Mark (Schmuck, ein Kleidungsstück, Bücher). Hermann C. kauft außerdem alle vierzehn Tage für 2,50 DM Blumen, im Winter allerdings, wenn die Blumen teurer sind, nur alle drei oder vier Wochen. „Natürlich ist ein Mädchen immer eine kostspielige Angelegenheit“, meint Frank J., „aber wenn man ein bisschen geschickt ist, braucht’s doch nicht allzu teuer zu werden.“ Er geht viel spazieren – „immer noch der dankbarste Weg, ein Mädchen zu unterhalten“. Dirk T. lädt seine Freundin oft nach Hause ein – „das ist ungestörter und billiger: Meine Eltern haben einen Bierkeller“. Jan Z. und Bruno D. gehen immer zusammen mit ihren Freundinnen aus – sie teilen sich die Benzinkosten für Jans Wagen, außerdem können sie im Tanzlokal dann eine Flasche Wein für vier Personen nehmen.

Dennoch sei ein Mädchen in Wahrheit noch viel teurer, als es auf den ersten Blick den Anschein habe, meinen viele. Wenn sie keine Freundin hätten, würden sie weniger gern und oft ausgehen, außerdem wohl auch in einfachere Lokale. „Neben den direkten Ausgaben darf man schließlich die ‚mittelbaren Kosten‘ nicht vergessen“, meint Friedrich L. Und er zählt auf: „Eine neue Krawatte (4,50 DM), ein weißes Taschentuch (1,20 DM), eine Nassrasur (1,50 DM).“ Peter S. spricht neben seinen „fixen Kosten“ von gewissen Sonderleistungen. Zum Beispiel: „3,50 DM Blumen für die Mutter meiner Freudin zum Muttertag.“ Doch Ludwig M. aus Stuttgart meint: „Ist sie nett und sieht sie gut aus, dann ist es mir egal, was sie mich kostet.“ Und Jürgen C., inzwischen 23 Jahre alt, erinnert sich: „Ich habe schon viel Geld in meinem Leben für Mädchen ausgegeben, doch ich bereue nichts!“



Quelle: Klaus Bresser, „Was kostet ein Rendezvous?“, Twen, August 1959, S. 2-22.

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