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Walter Ulbricht: Der zweite Fünfjahrplan und der Aufbau des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik (1956)

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Die Entwicklung der sozialistischen Kultur bedeutet, daß an das Schaffen unserer Schriftsteller und Künstler höhere ideologisch-künstlerische Ansprüche gestellt werden.

Unsere Kunst, unsere Künstler empfangen aus unserem Leben und aus den kühnen Perspektiven unseres zweiten sozialistischen Fünfjahrplanes starke schöpferische Impulse. Die Arbeiter, die werktätigen Bauern und die Intelligenz erhoffen und erwarten von ihnen neue Kunstwerke, die der großen Epoche des Aufbaus des Sozialismus würdig sind. In den Hoffnungen, die unsere Menschen auf das Schaffen unserer Schriftsteller und Künstler richten, in der Anteilnahme unserer Werktätigen am Entstehen von neuen Werken der Kunst und in der Diskussion der Öffentlichkeit über sie drückt sich die neue Beziehung unseres Volkes zu den Künstlern aus: Ihr Schaffen wird als lebensnotwendig erkannt für unsere Gesellschaft, ihre Werke werden zu einer Sache unseres ganzen Volkes, wie nie zuvor in der Geschichte Deutschlands. Deshalb sehen wir die Bedeutung des IV. Deutschen Schriftstellerkongresses darin, daß unsere Schriftsteller nach einem ideologischen Meinungsstreit zur vollen Erkenntnis ihrer historischen Aufgabe, eine sozialistische Nationalliteratur in Deutschland zu schaffen, gelangt sind.

Diese prinzipielle Orientierung des IV. Deutschen Schriftstellerkongresses gilt für alle Gebiete der Kunst, wobei natürlich seine Diskussion über künstlerische Probleme nicht mechanisch auf die verschiedenen Künste übertragen werden kann, sondern ihrer Besonderheit angepaßt werden muß. Unsere Werktätigen erwarten Werke von einem hohen künstlerischen Niveau, die heute vor allem dazu beitragen, das patriotische und sozialistische Bewußtsein unseres Volkes zu vertiefen und unsere Arbeiter, werktätigen Bauern und die Intelligenz zu hohen Taten bei dem Aufbau unserer neuen, wahrhaft humanistischen Gesellschaft, bei der Verteidigung unseres Arbeiter- und Bauern-Staates zu begeistern.

Die Frage der Meisterschaft ist von so großer Bedeutung, weil die weltverändernden Ideen des Sozialismus auf allen Gebieten der Kunst nur durch echte Kunstwerke und durch meisterhafte künstlerische Interpretation zu einer tiefen, aktivierenden Wirkung auf die Menschen gebracht werden können. In diesem Sinne erwarten unsere Werktätigen im zweiten Fünfjahrplan von unserer Literatur, Filmkunst, Musik und bildenden Kunst keine farblosen und konfliktlosen Werke, sondern künstlerische Schöpfungen, in denen die großen Gedanken und Gefühle der neuen Helden unserer Gesellschaft, die tiefen Konflikte der Gegenwart und ihre Überwindung, der Kampf gegen das hemmende kapitalistische und spießbürgerliche Denken, das Ringen um die höhere Moral des Sozialismus überzeugend gestaltet sind.

Ein hoher Anspruch an die Literatur und Kunst entspricht dem Wesen unserer sozialistischen Gesellschaft und der sozialistischen Kultur. Unsere Werktätigen erhoffen, daß die enge Verbindung der Kunst mit dem Leben ihnen neue Massen- und Volkslieder bringt und auch Werke, die ihrem natürlichen Bedürfnis nach guter Unterhaltung entsprechen. Unsere Filmkunst, die mit dem Thälmann-Film und anderen Filmen internationale Spitzenleistungen zustande gebracht hat, krankt noch immer an einem völlig ungleichmäßigen künstlerischen Niveau. Die jährliche Filmproduktion der DEFA, die von acht im Jahre 1953 auf achtzehn im Jahre 1955 stieg, und die von zwanzig im Jahre 1956 auf zweiunddreißig im Jahre 1960 steigen wird, muß neben den hervorragenden Spitzenleistungen auch im Durchschnitt eine weitaus höhere ideologisch-künstlerische Qualität erreichen. Wir brauchen noch mehr als bisher Filme über die Vergangenheit und Gegenwart der deutschen Arbeiterbewegung, aber auch endlich gute Lustspiele und Komödien. Den Mangel an Drehbüchern sollte man durch Preisausschreiben und Wettbewerbe überwinden helfen. Auf technischem Gebiet muß unsere Filmkunst im zweiten Fünfjahrplan in der Aufnahme- und Wiedergabetechnik sehr schnell zum anamorphotischen Breitwandverfahren und zur Stereophonie übergehen, wobei 600 Filmtheater und 100 bedeutende Kulturhäuser in unserer Republik und in Großberlin auf diese modernste Technik umzustellen sind. Auf dem Gebiet des Fernsehfunks ist der höchste technische Stand zu erreichen und das Farbfernsehen zu entwickeln.

Das Wesen der sozialistischen Kunst wird vor allem dadurch bestimmt, daß ihr ganzer Reichtum, alles Gute und Schöne, was Literatur, Kunst und Wissenschaft hervorbringen, dem ganzen Volk gehört. Das hat es vorher nie in Deutschland gegeben, und das ist bei uns nur möglich, weil die sozialistische Umgestaltung unserer Wirtschaft das solide materielle Fundament für diese neue Entwicklung der Kultur gibt. Die Kraft der sozialistischen Kultur beruht auf dieser Basis und auf der weiteren Entfaltung aller schöpferischen Kräfte unserer Arbeiter, werktätigen Bauern und Geistesschaffenden. Das neue kulturvollere Leben in Stadt und Land, das im zweiten Fünfjahrplan heranwächst, zeigt dem ganzen deutschen Volk, zeigt ganz Deutschland die schönen Perspektiven des Weges der Demokratie und des Sozialismus. [ . . . ]



Quelle: „Referat Walter Ulbrichts auf der 3. Partei-Konferenz der SED, 25. bis 30. März 1956“, Neues Deutschland, Nr. 73, 25. März 1956. Mit freundlicher Genehmigung der Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH Berlin; abgedruckt in E. Schubbe, Hg., Dokumente zur Kunst-, Literatur- und Kulturpolitik der SED. Stuttgart: Seewald Verlag, 1972, S. 428-32.

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