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Entschließung des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, angenommen auf der V. Tagung (15.-17. März 1951)

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Kulturelle Erfolge in der Deutschen Demokratischen Republik

Das Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands stellt fest, daß in der Deutschen Demokratischen Republik auch auf dem Gebiete der Kunst und Literatur Leistungen erzielt wurden, auf die alle fortschrittlichen Deutschen mit Recht stolz sind.

Dazu gehören die Werke der Schriftsteller und Dichter Arnold Zweig, Johannes R. Becher, Bertolt Brecht, Anna Seghers, Bernhard Kellermann, Friedrich Wolf und Willi Bredel, Erich Weinert, Hans Marchwitza, Bodo Uhse, Stephan Hermlin, Kurt Bartel (Kuba), Alfred Kantorowicz, die während der Emigration oder nach 1945 geschrieben und in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Diese Werke haben an der Bewußtseinsänderung des deutschen Volkes einen bedeutenden Anteil. Dazu gehören die „Deutsche Nationalhymne“ und eine Reihe von Volks- und Jugendliedern, die von Johannes R. Becher/Hanns Eisler geschaffen wurden.

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Schwächen und Mängel der Kulturarbeit

Trotz aller Erfolge hat die Entwicklung auf kulturellem Gebiet nicht mit den großen Leistungen auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet Schritt gehalten.

Genosse Johannes R. Becher sagte auf unserem III. Parteitag:

„Es wäre ebenso unsinnig wie schädlich, es abzustreiten oder mit irgendwelchen Beschuldigungen zu beschönigen, daß wir Kulturschaffenden in unseren künstlerischen Leistungen bisher noch weit zurückgeblieben sind hinter den Forderungen des Tages, hinter den Forderungen der Epoche. Was haben wir, bis auf wenige Ausnahmen, den Erfolgen der Aktivistenbewegung entgegenzustellen?“

Die Hauptursache für das Zurückbleiben in der Kunst hinter den Forderungen der Epoche ergibt sich aus der Herrschaft des Formalismus in der Kunst sowie aus Unklarheiten über Weg und Methoden des Kunstschaffenden in der Deutschen Demokratischen Republik.

Viele der besten Vertreter der modernen deutschen Kunst stehen in ihrem Schaffen vor dem großen Widerspruch zwischen einem neuen Inhalt und den unbrauchbaren Mitteln der formalistischen Kunst. Um einen neuen Inhalt zu gestalten, muß man den Formalismus überwinden.

Der Formalismus bedeutet Zersetzung und Zerstörung der Kunst selbst. Die Formalisten leugnen, daß die entscheidende Bedeutung im Inhalt, in der Idee, im Gedanken des Werkes liegt. Nach ihrer Auffassung besteht die Bedeutung eines Kunstwerkes nicht in seinem Inhalt, sondern in seiner Form. Überall, wo die Frage der Form selbständige Bedeutung gewinnt, verliert die Kunst ihren humanistischen und demokratischen Charakter.

Eine Formgebung in der Kunst, die nicht vom Inhalt des Kunstwerkes bestimmt wird, führt in die Abstraktion. Eine Formgebung, die der objektiven Wirklichkeit widerspricht, kann die Erkenntnis der objektiven Wirklichkeit nicht vermitteln. Wenn durch die Kunst die Erkenntnis der Wirklichkeit nicht vermittelt wird, dann erfüllt auch die Kunst ihre hohe Mission nicht, da die Kunst nach Karl Marx in allen Entwicklungsetappen der Menschheit die künstlerisch praktische Methode ist, sich die Welt anzueignen, mit anderen Worten, eine Form der Erkenntnis der Wirklichkeit ist.

Die Leugnung der grundlegenden Bedeutung des Inhalts eines Kunstwerkes ist nicht nur ein Zeichen der Rückständigkeit, mit der es für einen wahren Künstler keine Versöhnung geben kann, sondern führt zur Zerstörung der künstlerischen Form. Leugnung des Inhalts und Zerstörung der künstlerischen Form – das bedeutet Zersetzung und Zerstörung der Kunst selbst.

Das wichtigste Merkmal des Formalismus besteht in dem Bestreben, unter dem Vorwand oder auch der irrigen Absicht, etwas „vollkommen Neues“ zu entwickeln, den völligen Bruch mit dem klassischen Kulturerbe zu vollziehen. Das führt zur Entwurzelung der nationalen Kultur, zur Zerstörung des Nationalbewußtseins, fördert den Kosmopolitismus und bedeutet damit eine direkte Unterstützung der Kriegspolitik des amerikanischen Imperialismus.

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