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Das Gesundheitsamt der Stadt Düsseldorf über die allgemeinen gesundheitlichen Verhältnisse (1946)

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3. Hygiene des täglichen Lebens, insbesondere Sauberkeit, sowie Mangel an Betten, Wäsche und Kleidung.

Hygiene: Die Sauberkeit ist im allgemeinen sehr mangelhaft. Die Sorgfalt der Bekleidung hat nachgelassen. Die Wohnungen können infolge von Fehlen des erforderlichen Putzmaterials (Schrubber, Aufnehmer und Seife) nicht mehr sauber gehalten werden. Durchweg wurde eine schlechte Sauberkeit, vor allem bei Kindern infolge Seifenmangels, schlechter Waschgelegenheiten und auch durch den absoluten Mangel an Koch- und Heizmöglichkeiten beobachtet. Hierdurch entstand eine deutlich sichtbare Zunahme der Erkrankungen an Scabies und Furunkulose.

Der Bettenmangel (in einem Zimmer schlafen durchweg mehrere Personen, Erwachsene und Kinder zusammen), ist sehr groß; gleichfalls der Mangel an Bettwäsche, Kissen, Matratzen, Wäsche, Kleidern, sowie vor allem an Schuhen für die Schulkinder. Durch Fehlen des Flickmaterials und des Nähgarns zum Ausbessern kann Kleidung und Wäsche nicht in Ordnung gebracht werden. Säuglingswäsche ist kaum vorhanden und für Tuberkulosekranke besteht ein großer Mangel an Betten, Wäsche und Kleidung. Vor allem wird über Mangel an Wäsche bei Tbc.-Kranken, die eine Heilstätte aufsuchen wollen, in erheblichem Maße geklagt.

B. Bemerkenswerte Beobachtungen über besondere Erkrankungen und bedrohliche Erscheinungen, insbesondere

1. Ungewöhnlich starke Zunahme übertragbarer Krankheiten.

a) Tuberkulose: Die Zahl der Todesfälle an Tbc. betrug im Jahre 1946 = 431 Personen gegenüber 267 im Jahre 1939. Auf 10 000 Einwohner berechnet sind das im Jahre 1939 4,9 bzw. 1946 8,1.

b) Übertragbare Krankheiten: Kleine Masern und Mumpsepidemien verliefen leicht. – Außerdem nahmen eitrige Hautausschläge und Erkältungskrankheiten weiterhin zu, Schmutzkrankheiten (Impetigo, Ungeziefer) und auch Würmer traten häufiger auf.

2. Vorzeitiger Verfall der Körperkräfte und mangelnde Widerstandsfähigkeit gegenüber Erkrankungen. Starker vorzeitiger Verfall zeigte sich besonders bei den arbeitenden Männern mittleren und höheren Alters und bei Frauen in den Wechseljahren. Wöchnerinnen erholen sich nach normalen Geburten nur sehr langsam und bleiben oft längere Zeit anämisch und sind nicht leistungsfähig. Gehäuftes Auftreten von Kreislaufstörungen, teils mit Neigung zu Ohnmachten und ähnlichem wurden beobachtet.

3. Ausgesprochene Eiweißmangelkrankheiten.

Zunahme der Untergewichtigkeit und vereinzelte Ödeme wurden beobachtet, desgl. gehäuftes Auftreten von vermehrtem Harndrang, und bei Kindern Neigung zu Bettnässen.

4. Rauschgiftmißbrauch.

Keine besonderen Beobachtungen.

5. Abtreibung.

Gehäuftes Auftreten von Aborten läßt die Vermutung zu, daß Abtreibungen vorgenommen werden.



Quelle: Jahresbericht 1946 – Gesundheitsamt der Stadt Düsseldorf, HSTA/Bestand NW 6/205, abgedruckt in Klaus-Jörg Ruhl, Hg., Frauen in der Nachkriegszeit 1945-63. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1988, S. 19-21.

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