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Neues Deutschland: „Bill Haley und die NATO” (31. Oktober 1958)

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Immerhin dringt aber der „Tagesspiegel“ zu folgender Erkenntnis vor: „Jede Gesellschaft hat die Jugend, die den gesellschaftlichen Bedingungen entspricht. Das klingt nach Materialismus. Ja, aber wo sind denn die Ideale?“ Die Jugend, so heißt es weiter, spüre eine vage Unzufriedenheit mit dem Leben, suche einen Ausweg aus einer gefühlsarmen Erlebniswelt und verlange nach einem Gemeinschaftserlebnis. Das heißt, das Atomkriegssystem gibt eben den Jugendlichen das Gemeinschaftserlebnis und die Ideale, die seinem Wesen entsprechen. Genauer gesagt, es hat nichts zu bieten, was man Gemeinschaftserlebnis und Ideal nennen könnte.

Ideale, für die es zu arbeiten, zu kämpfen, zu leben lohnt, sind in diesem System nicht zu finden. Die jungen Deutschen aber, die ihren Blick von den zappelnden transatlantischen Veitstänzern losreißen und herüberblicken in die Deutsche Demokratische Republik werden eine neue Welt entdecken: eine Gemeinschaft, die den Einsatz der Kräfte für die gemeinsame Sache wert ist. Hier erblicken sie eine helle Zukunft, die ihre eigene sein wird, sobald sie die Militaristen mit ihrem ganzen dekadenten Anhang zum Teufel gejagt haben.

Es geht also nicht darum, daß die Jugend schlecht ist, es geht auch nicht nur um die Qualität der Musik. Es geht vielmehr um das klerikal-militaristische System, um die NATO, um die amerikanische Besatzung, die sich dreizehn Jahre nach dem Krieg immer noch an deutschem Boden festklammert. Die Schlußfolgerung aus den erschreckenden Vorfällen am Sonntag und Montag muß sein: Ami, go home! Und zwar alle zusammen, von den jaulenden Veitstänzern bis zu den Atomstrategen samt ihren Bomben. AMI, GO HOME.



Quelle: „Bill Haley und die NATO,“ Neues Deutschland, 31. Oktober 1958. Mit freundlicher Genehmigung der Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH Berlin

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