GHDI logo

Das Reich und dessen Reformation – Eine Denkschrift Lazarus von Schwendis an Kaiser Maximilian II. (15. Mai 1574)

Seite 6 von 8    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Item, dass E. Mt. sich in diesem allen so väterlich, aufrichtig und unparteiisch erzeige, dass sie sich derowegen bei den Ständen in weitern Verdacht und Misstrauen nicht setze, sondern vilmehr dasselbige dadurch mildere und auslösche.

Dann da E. Mt. Vertrauen und Einigkeit unter den Ständen will pflanzen und wiederbringen, so muss sie nun zum ersten diesen Eckstein und dieses Fundament legen, dass sie ihr selbsten guten Willen und Vertrauen bei den Ständen verursache und mache.

Es ist E. Mt. beider Theil ordentliche Obrigkeit und ist ihr Ampt, sich wie ein guter Arzt zugleich umb die wolfahrt und erhaltung des gantzen Leibs des gemeinen wesens annehmen und nicht einem Glied wöllen die Hand bieten und das andere verdorren und verderben lassen.

[So solle Maximilian nicht den Ratschlägen fremder Potentaten folgen und sich nicht dem Verdacht aussetzen, er favorisiere die Katholischen.

Speziell in der niederländischen Frage legt Schwendi eine Zusammenarbeit mit dem Kurfürsten und den betroffenen Reichskreisen nahe, was auch des Kaisers Position gegenüber dem spanischen König stärke. Man müsse das Reich unbedingt vor der spanischen Macht bewahren.]

Und obwohl der König in Hispanien ein gerechter, frommer und christlicher König ist, der ohne Zweifel gegen menniglich nichts anderes denn gleiches und billiches vor hat und sucht, so kann er doch ewiglich nicht leben und hat man genugsam erfahren, was die spanische Nation gesinnet und im Schildt führt. [ . . . ]

Aber neben diesem ist auch nit weniger von Nötten, anderer frembden Potentaten und Practiken halben im Reiche Aufsehen zu haben. Denn was die Franzosen zuvor und mit was Falsch und Geschwindigkeit sie umbgangen, ihres Theils die Teutschen zu unterhetzen und in Anhang und Parteyung zu bringen, das geben die vergangene und jetzige Zeiten zu erkennen, darzu ihnen dann jetzt die Verhassung gegen den Spaniern und allerley und misstrauen sonderlich gute gelegenheit und Mittel geben.

Auch feiert der Papst seinestheils nach nit, Oel ins Feuer zu giessen und dasselbige weiter unter den Teutschen anzuzünden, wie er dann unaufhörlich auf die Execution des trientischen Concili dringet und sonderlich dasselbig dahin deutet und einbildet, als sei der Religionfriede unrechtmässig und unchristlich angestellt und man sei ihn zu halten nit schuldig.

[Die Jesuiten würden »wie ein vergift Instrument« gebraucht, um die innerdeutsche Zwietracht weiter zu schüren. Schon das Interesse des Kaisers, seine Nachfolge zu lösen, lege eine Ausgleichspolitik nahe, bedürfe er dazu doch der Zustimmung des Reiches. Das verpflichte auch zu ausgeglichener Besetzung der Hofämter – die Deutschen wollten einen Herrn haben, »der auf sie und das Reich sehe und wöllen auf ihr Art und nit auf spanisch regiert sein«. Doch sei dies alles nicht ausreichend. Die Wege der Gewalt oder des Konzils hätten sich als ungeeignet zur Überwindung der Glaubensspaltung erwiesen, und so bleibe keine andere Möglichkeit als »eine gleichmässige, gesammte und mit gemeiner Autoritet verpflichte und zugelassene Toleranz beider Religionen« – und zwar auf der Grundlage des Status quo.]

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite