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Die allgemeine Mobilisierung der katholischen Kirche – Das Konzil von Trient (1547-63)

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Kapitel 8: Zum Verständnis: Rechtfertigung des Gottlosen durch Glaube und umsonst

Wenn der Apostel sagt, der Mensch werde gerechtfertigt durch den Glauben (28) und umsonst (29), dann müssen diese Worte in dem Sinne verstanden werden, den der beständige Konsens der katholischen Kirche festgehalten und zum Ausdruck gebracht hat, nämlich so: Von uns wird gesagt, wir seien durch den Glauben deshalb gerechtfertigt, weil der Glaube der Anfang des menschlichen Heiles ist, Fundament und Wurzel aller Rechtfertigung, „ohne den es unmöglich ist, Gott zu gefallen“ (30) und zur Gemeinschaft (31) seiner Söhne und Töchter zu gelangen. Wir gelten deshalb als umsonst gerechtfertigt, weil nichts von dem, was der Rechtfertigung vorausgeht, ob Glaube oder Werke, diese Gnade der Rechtfertigung verdient. Denn „wenn sie aus Gnade ist, dann ist sie nicht mehr aufgrund von Werken, sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade“, wie der Apostel sagt. (32)

Kapitel 9: Gegen den eitlen Fiduzialglauben der Häretiker

Wie notwendig es auch ist zu glauben, daß Sünden niemals anders vergeben werden noch vergeben worden sind als umsonst durch die göttliche Barmherzigkeit um Christi willen, so muß man doch sagen, daß niemandem, der sich mit festem Vertrauen und mit Gewißheit bezüglich der Vergebung seiner Sünden brüstet und sich allein damit beruhigt, die Sünden vergeben werden oder vergeben worden sind; denn dieser eitle und jeder Frömmigkeit bare Fiduzialglaube könnte auch bei Häretikern und Schismatikern verbreitet sein, ja in unserer stürmischen Zeit existiert er und wird mit großer Rechthaberei gegen die katholische Kirche gepredigt. Aber auch dies darf man nicht behaupten: daß diejenigen, die wahrhaft gerechtfertigt sind, gänzlich ohne jeden Zweifel bei sich selbst feststellen müßten, sie seien gerechtfertigt, und daß niemand von den Sünden losgesprochen und gerechtfertigt werde, außer dem, der fest glaubt, er sei losgesprochen und gerechtfertigt worden, und daß durch diesen Glauben allein die Lossprechung und die Rechtfertigung vollendet werde, als ob derjenige, der das nicht glaubt, an den Verheißungen Gottes und an der Wirksamkeit des Todes und der Auferstehung Christi zweifelte. Denn wie kein Frommer an der Barmherzigkeit Gottes, am Verdienst Christi und an der Kraft und Wirksamkeit der Sakramente zweifeln darf, so kann jeder, wenn er sich selbst, seine eigene Schwachheit und Undisponiertheit betrachtet, um seine Gnade bangen und fürchten; denn keiner vermag doch mit der Gewißheit des Glaubens, dem keine Täuschung unterlaufen kann, zu wissen, daß er Gottes Gnade erlangt hat.

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(28) Röm 3,28 und an anderen Stellen.
(29) Vgl. Röm 3,24.
(30) Hebr 11,6.
(31) Vgl. 2 Petr 1,4 (Vulg.).
(32) Röm 11,6.

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