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Verteidigung der Priesterehe – Katharina Schütz Zell (1524)

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Zům dritten. Da er nit hencken wolt, da funden sy ein ander lügen. Er het ein bürgerinn in ein garten gefürt. Da es alles nit hett gewölt helffen, und sy allenthalben an der lügen sind funden worden, habent sy aber ein anders versucht und teüffelisch schandtlich lugen erdacht, und die in der gantzen statt Straßburg und im gantzen land außgespreyt und gesagt, wie er mich so übel halt mit schlagen und der gleichen, und mich vil mal hab außgejagt. Unnd schandtlich gelogen, wie ich in hab bey der magt funden, da ichs nit hab wolt leiden, hab er mich geschlagen unnd zům hauß außgejagt. Und wie ich sey weynend für den Ammeister gelauffen unnd acht tag von im in meins vatters hauß gsein, und der gleichen meer, und doch so ungleich gelogen, dz ye an eim ort anders dann an den andern ist gesagt worden. Was sol ich darzů sagen anders, dann das es teüffels kynder seint: Der auch ein lügner ist, der solliche lügen in inen wirckt. Dann sy on all ursach, allein auß teüffels eingeben, solichs hant erdacht. Dann er (das ist gott mein zeüg), dz ich hie nit liegen bin, kein grössern mag ich haben, mit mir, und ich mit im, nye keyn viertel stund, das ist, in summa gar kein zeyt nie sint uneins gsein, oder mir ye leyds gethon, groß oder klein, mit worten oder wercken, deßgleichen ich im auch als ich hoff. Ich weiß auch nüt anders uff dise stund, dann möchten wir einander unser gedencken, so fer sy götlich weren erfüllen, wir theten das. Auch der magt halben. Ich hab doch kein magt, dann nůr ein frummes kleines döchterlin noch gar jung und unverschalckt, dz von solchen dingen noch gar nüt weyßt, zů dem er noch nit fier wort geredt hat so lang es im huß ist gesin. So hab ich auch noch kei solche geylheit noch můtwil by im befunden, ob es schon alt genůg wer, das ich solicher sorgen bedürfft, des Endtchrists gesind gibt im sovil zů thůn, dz solchs wol vergieng, ob es schon in im wer.

In summa mitt kurtzer reden zů beschließen wie er vorhin hat huß gehalten, eh ich sin fraw bin worden, will ich nit verantwurten, er hat sich eben gehalten, wie es dann Bäpst und Bischöff haben wöllen, die die ee verbieten, die gott gebüt und hůren erlauben, die gott verbüt, darumb ich in dann auch genummen hab, sin und anderer leben angesehen, mich understanden, sin und vil selen durch gots gnad und krafft zů gewinnen, als ich auch, hoff ich zů gott, hab gethon. Aber sither ich sin fraw bin gesin, do ill ich in vertretten und min eer, lyb, und leben für in setzen, das im soliche lügner gewaltigklich unverdient on alle ursach also widerstreben und in verliegen. Und das diße reden so von im ußgangen, seint alle miteinander erlogen und erdocht on alle ursach uff in sind und sich auch in solchem gegen mir und allen menschen haltet, das im kein mensch mit warheit vor der welt mag straffen, dy kräfft des hertzen hat allein gott zů richten, ist dem menschen unerfarlich etc. gott wöll, das unser ee also blib, wie sy jetzt ist, bitz an das end, so hoff ich, sy wird und sey gottwolgefellig, unser beyder selen nutzlich, und vil menschen fürderlich an seel und lyb, ob sy aber dem antchrist unnd seinem gesind nit nützlich und gefellig ist, da kan ich nit für. Und ob sich dann auch der selb empört, und die Fürsten diser welt zů hülff nimpt, das wir also verjächt und den tod darüber müsten leyden. Ey so habent wir doch einen trost, das Christus sagt, Ir thoren und treges hertzen zů glauben, allem dem, das die Propheten geredt haben, müst nit Christus solichs leyden unnd also in sein herrligkeyt gan. Unnd so wir leyden, so leydet Christus in uns, dann wir sein glider sind. Was haben die Propheten geredt? Liß David den grossen Propheten. Im psalmen sagt er, Es haben gegrißgramt die heyden, und die völcker haben betracht unnütze ding. Die künig der erden stunden einander bey Und die Fürsten samleten sich zů einander wider gott und seinem gesalbten. Haben sy sich yetz nit gesamlet wider gott unnd sein wort? in welchem Christus verkündiget wirt. Des gleichen Isaias am .Ivij. saget wie der gerecht werd verterben hie, und niemant sein gedencken, aber es würt kommen der friden zů im etc. Unnd alle Propheten sagen wie die gerechten werden verderben und die gotlosen über hand nehmen, biß zů dem urteyl gottes behalten werden. Darumb wir Christen sollent in aller gedult des ends erwarten. Darumb ich hab mich und mein gemahel gott in sein handt gestellt mit frölichem gemüt, sein will geschehe in unns. Ich weiß kein grösser eer an uns zů erleben sein, dann so wir in schanden diser welt sterben, und er mir und ich im frölich amm creütz einander zůsprechen und stercken werden. Darum ich und er solich lügen und alle schmach ja auch den tod in aller gedult, fryd und freüden, der frucht des geysts empfahen wöllen und sagen mit dem Propheten Isaia am .xlj. Thůnt wol oder übel wie ir mügent, so werden wir reden und sehen mit einander unnd uns für niemants förchten.
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Quelle: Ruth Kastner, Hg., Quellen zur Reformation 1517-1555. Darmstadt: WBG, 1994, S. 366-72.

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