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Verteidigung des Frauenklosters – Straßburger Dominikanerinnen (1526)

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Docter Butzeri sprach, die Bockhin solle ein mahl ihr bößmaul halten. Er könne ihre spott wordt nicht mer hören. Zu S. Marx vnd Catharina duon im die priorin vnd alle closterfrauwen die höchst ehr vndt frÿndtlichkeit beweißen, vnd waß er inen sag, lehret vnd ermanet, seint alle bereidwillig solches zu halten, vnd meine predigen hören sÿ an mit grossen eiffer vnd andach.

[7r] Die priorin sprach, nicht alle. Dan ich weiß, daß auch ein deill darüber haben daß höchste mißfallen, warumb sterben beÿ innen so vill der alten, daß sÿ schier alle wuchen zu begraben haben. Ist wohl zu gedänckhen, daß die gute closter mutterlin vor leid vnd betriebnus sterben. Zwar der mensch ist glickhsellig, der im wahren glauben zu dißer zeit von der verkörter welt scheidet, daß er den ellenden jammer nicht mer darff sehen, sonderlich daß vnheill vnd s[ch]aden, so denn Gottes häussern zu gefieget werden.

Docter Butzeri sprach, merckh auff, grobe Bockhin, waß du sagts, hab ich noch waß übes in den clößtern gemacht. Meine beich künder seint mer geistlichen zu S. Marx vnd Catharina. Sÿ mächten inen ein grossen scrupel, so vill schlimmer bößer wordt wider mich zu reden. Ich thun sÿ anders in der geistlichkeit vnder weißen, daß off[t] eine schier ein stund hat zu beichen.

Die priorin sprach zu im, eÿwer exempel vnd wandel solte seinen closterfrauwen kein schrupel machen – mich gedunckh, warin sÿ solten haben, dun sie keinen machen vnd woh es vnnöth, dun sÿ ein schrupel ein fiehren (18) – weder durch seinn lehr predig nach ermanung. Dan dabeÿ gar wohl ist zu erachten, daß man durch solche die selligkeit nicht kann erlangen. Daß solle, sonderlichen bedänckhen, mein baß, die priorin zu S. Marx. Ich bin in sorg vnd kummer, es werdte nach ein spätliches scrupulum auß kommen, da vor wohle Gott sein.

[7v] [Die priorin sagte,] Docter Butzeri, warumb daß? Wist ihr, waß vnrechts von mir, ihr seint ein clöster verstöhrer, die alten stossen ihr zuruckh, die jungen thun ihr hervorziehen vor den dienst Gottes vnd zu zeit, daß man solchem obligen soll, haben ihr mit den, jungen schwestern eÿwer recreation? Wie kann daß in die länge guot thuon? Diß zu sehen bringet die alten vnder die erdten; die jungen closter frauwen aber an sell vnd leib in daß ellend vnd ewige verderben.

Auff diße red der priorin wardt docter Butzeri rassig vor zorn, wolt mit der funst (19) auff sÿ dar. Aber die schwestern nam sÿ in aller eill, fiehren sÿ zu der dir (20) auß. Sÿ laufft schnell in ihr priorat stibel (21), wahre vor schrackhen halb todt. Edliche schwestern bleiben beÿ ihr vnd trösten sÿ. Die überigen seint außgangen vnd haben daß schloß zu geschlagen, daß Docter Butzeri nicht könnte zu ihr lauffen, dan eß nit weiter alls nur 3 schritt von refectori wahre.

Alß komm (22) dißes vor beÿ waß, da kammen von S. Joann der Creÿtz prelat, vnd Herr Joann Fuckß, der waß deß stifft alten S. Peter pharhärr, der vor längsten dem closter gar ein getroÿwer gutdätter waß, hatt die fänster im capitelhauß lassen machen , dan die schwestern sich vill jahr nur mit leden vnd gättern beholffen. Alß diße in creitzgang seint in gangen, da kammen Herr docter Butzeri inen entgegen mit versteltem, zornigen angesich, sag gantz grimig, er möchte die böße e Bockhin umbringen. Sÿ habe im so er vergessene (23) reden geben, die sunst von keinnem menschen gehört werdten (24). Aber die herren sprachen die bäst[?]. [8r] Aber er wohle ihr bißigkeit wettmachen mit einer grosser schalckheit. Sÿ reden im frÿndlichen zu vnd sagten, weiber schelt wordt seint nit zu achten, vnd sich mit denen in streitt ein lassen, hatt ein so gelerter herr kein ehr da von. Sÿ batten in, er wohle mit innen ein wenig auß gehn, sich deß vnlusts zu entschlagen. Endtliche ließ er sich bereden, alß sy vnder weg wahren, sprach docter Butzeri, die boße nunen mießen mir auß ihrem closter, solte sÿ der böße fündt (25) hollen.

Über daß wahren die closterfrauwen ser betriebt, hätten auch grossen kumer für ihr priorin. Wohlten sÿ im closter nicht lassen allein vmb gehn, sonder wahren alle zeit ein barr (26) härtzhaffte closterfrauwen beÿ ihr. Sÿ sorgen, Docter Butzeri mochte heimlichen in kommen vnd sÿ in daß wasser werffen, dan damahlen luff, ein gross dieff waßer durch daß closter. Die schwestern merdeil haben sich vor im geförcht, dan er waß gar einn grosser starckher man, vnd hätte inen offt scharff getroÿwen, er wohle inne gewißlichen ihre böße reden nach wohl einndränckhen, daß sÿ ihr lebtag werdten mießen an inne gedänckhen.

Nach ein bartägen kamen der gnädige herr von S. Joann vnd Herr Fuchs wider mit imme. Sÿ trosten die priorin vnd ihre closter frauwen, dätten sÿ ermanen zu standhafftigkeit, dan innen werdte nach vill wider werdtigkeit kommen zu liden (27). Sÿ sollen aber dar in nicht versagt sein, sonder ihr gäntzliche hoffnung zu Gott vnd [8v] ihren lieben patronen (28) haben.



(18) Zusatz.
(19) Faust.
(20) Tür.
(21) Stübelein.
(22) kaum.
(23) ehrvergessene.
(24) Zusatz.
(25) Feind.
(26) bartag = Paar Tage.
(27) leiden.
(28) St. Margaretha.

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