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Die Reaktion des Reichstages auf den Bauernkrieg (August 1526)

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Beschwert des Wildprets

Item beschwert sich der gemein Man des Wiltpredts, so von den Herschaften an vill Orten gehegt und den Armen in iren Veldern grossen Schaden zufugt, ist fur gut angesehen, daß das Wiltpredt nit ubermessig gehegt und den Armen vergundt werde, ir Frucht zum besten zu verzeunen, auch mit Hunden aus dem Schaden zu verjagen und abzuscheuhen. Und wohe die Fursten den Armen nicht gestatten wolten, das Wilpredt, das den Armen uf iren eigen oder Panngutern und Grund zu Schaden get, unverletzt abzuscheuchen, das inen den Armen nach Gelegenheit ein zimlich Nachlassung irer Zins, Rent oder Gult oder sunst Erstattung geschehe. Item daß auch furter keiner des Wilpret Scheuß oder Fagens halb am Leib gestraft, sunder mit einer zimlichen Geldstraf besatzt werden solle, wo er aber die Leibstraf tun wulte, sol solchs mit Recht beschehen.

Aliment

Item es ist dem gemeinen Man beschwerlich, daß etliche Oberkeit die Fischwasser, so von alters her Alment oder [gemein] gewesen, inen zueigen und der Gemein verpietendt.

Item etlich Oberkeit entziehen den Gemeinen ire Almen, Wald und Weiden, hegen die fur ir Wilpret oder sunst zu irem Nutz, daß den Armen Weid und Holz dadurch entzogen wird.

Bei diesen zweien Artikeln ist bedacht, billich sein, daß, wo beweislich und kundlich dargetan werden mag, daß ein Oberkeit oder andere in rechtmessigen Titel einer Gemein oder sunder Person ire Alment oder gemein Wasser, Weid, Weld, Feld oder [anderes] entzogen, daß inen solichs wider zugestelt werde und si an Nissung desselben ungeirt bleiben sollen. Doch hiemit unbenumen jeder Oberkeit, zimliche Ordnung hierin furzunemen, daß die Undertanen gemelte ire gemeine Almentgutter auch mit zimlichen Ordnungen niessen und brauchen. Und ob sich deshalb Spenn oder Irrung begeben, daß hierumb Austrag geben und benumen werde nach Formb und Maß, wie hienach von Austrag der Undertanen gegen iren Oberkeiten gemelt wird.

Item die Oberkeit uberladen die Undertanen mit filfaltigen Frondiensten und oftermals zu Zeiten der Ernd, daß die Armen an irer Narung großen Mangel leiden und ir aigen Arbeit in Rhue steen mussen.

Ist fur billich geacht, was Fron und Dinst von den Guttern in sunder beschehen, daß sollich Fron und Dienst billich geleistet, was aber sunst personlich Fron sein, daß dieselben von Oberkeiten also gebraucht werden, daß die Undertanen mit Fronen und ander personlichen Dinstparkeit nit weiters beschwert, denn wie von alters ordenlich und gewonlich jedes Orts Geprauch und Herkommen ist, daß auch die Oberkeit der Armen, so personlich und nit von Guttern zu fronen schuldig, zu Zeit der Erndt und Herbst, sovil muglich, verschonen. Und welche personlich Frondinst von neuen in Menschen Gedechtnis furgenumen, daß dieselben abgestelt, und ob sich deshalb Spen oder Zwitracht zutrugen, daß der nachvolgender Maß erortert werde und jede Oberkeit hirinen irer Selen Heil selbst bedenken.

Item dem Armen wirt zuzeit seins Absterbens mergliche Summe fur Todfall, Leipgefell, Gutterfell und Erbschatz abgenumen, daß oft eins armen Mans verlaßne Witwe und vil unerzogene Kinder dadurch zu Armut und von irem Viech, Narung und Gutern kommen mussen.

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