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Michael Gaismairs Landesordnung für Tirol (1526)

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[18] Item man sol in jedem Gericht alle Jar zu gelegener Zeit ain ganze Gmain in den Velden und Gemainden robudden, dieselbigen raumen und guet Waid machen und also daz Land fur und fur pösseren. Es sol im Land niemant Kaufmanschaft treiben, auf daz sich mit der Sund des Wuchers niemant befleck. Aber damit in solchem nicht Mangel erschein und guet Ordnung gehalten werd, auch niemant überschätz und betrogen, sunder alle Ding in aim rechten Kauf und guet Waar gefunden werden mug, so soll anfänklichen ain Ort im Land furgenomen werden, darzue Trient der Wolfail halben und in miden Weg gelegen wäre, dahin man alle Handwerch anrichten und vom Land verlegen solle als Seidentuech, Pirett, Mössingzeug, Samat, Schuech und anders zu machen. Und sol ongevar ain Generalambtman, der alle Ding verrait, darüber gesetzt werden. Und was im Land als Gewurz und ander nicht erlangt werden mag, daz soll außerhalb bestellt werden. Darauf an etlichen Orten, der Gelegenhait nach im Land Laden gehalten, darin allerlei faigehapt; und sol auf nichte kain Gwin darauf schlahen, sonder allein der Costung, so darüber get, darauf gerechnet werden. Damit wurde verhuet aller Betrug und Falsch und man mocht alle Ding im rechten Wert gehaben, und bleibt daz Gelt im Land und käm dem gemainen Man zu gar großem Nutz. Diesen Ambtman über den Handl und seinen Dienern geb man bestimmte Besoldung.

[19] Man soll ain guete schwäre Munz, wie bei Herzog Sigmund Zeiten widerumb aufrichten und die jetzig Munz aus dem Land tuen und vertreiben und ferrer kein auswendig Munz, weder vil noch wenig nemen, damit daz Gelt sol probiert werden und sol valuirt werden und was gegen Landnutz wert ist, also sols genumen werden.

[20] Man soll von allen Kirchen und Gotsheuseren alle Kelch und Klainet nemen und vermunzen und zu gemainer Landnotturft prauchen.

[21] Man sol auch guete Verständnus zu anstoßenden Länderen machen. Man sol den Zafairen im Land zu hausieren nit gestatten. Man sol hinfuran ain Markt im Etschland und ainen im Inntal halten. Man sol ain dapfere Summa Gelts zum Forat machen, ob daz Land ain unverschener Krieg anfiel. Und der vertriben Edelleit oder ander Paugueter sol man zu Underhaltung des Gerichts Costung halten.

[22] Des Pergwerchs: Erstlichen sollen alle Schmölzhütten, Tailpergwerch, Arz, Silber, Kupfer und was darzue gehört und im Land betreten werden mag, so dem Adel und auslendischen Kaufleuten und Gesellschaften als Fuckerisch, Höchstetterisch, Paumgarterisch, Pumblisch und dergleichen zugehört, zu gmain Landshanden einziehen; dann si solches billich verwurkt haben, dann si haben sollich ir Gerechtigkait mit unrechtem Wuecher erlangt: Gelt zu vergießen menschlichs Pluets, desgleichen gmainen Man und Arbaiter mit Betrug und pöser War in hohem Gelt, zwier mer, weders beswert gwesen, seins Lidlons bezalt, auch daz Gwurz und andre War durch ieren Furkauf vertaurt und Ursach ringer Munz gwesen; und alle Munzherren, die Silber von inen kaufen, nach irn solch erdacht Taten bezallen muessen, oder die Munz entgegen der Armen genumen, sein Lidlon auch dem Armen abgeprochen, so si mit Schmälzherren in irem Erzkauf nicht erstatt; aber alle Kaufmanswar, aus dem sis alle in ire Hend bracht, in ainem höcheren Kauf gestaigert. Und also die ganz Welt mit ierem uncristenlichen Wuecher beschwärt und sich dardurch ir furstliche Vermugen gericht, das dann billich gestraft und abgestölt werden solt.

Demnach sol vom Land ain obrister Factor über all Perkwerchsachen gesetzt werden, der alle Ding handl und jahrlichen verrait. Und sol niemant zu schmölzen gestatt werden, sonder daz Land sol durch iren gesetzten Factor alle Ärz schmölzen lassen die Ärzkeuf der Pillichait nach bestimbt und dargegen dem Arbaiter alle Raitung mit parem Gelt und mit kainem Pfenwert hinfuran Bezalung tuen, damit furan die Landleut und Perkleut in guetem Frieden beiainander bleiben mugen.

Dergleichen sol im Pfannhaus guete Ordnung gehalten werden und sol dem Land ain zimblich Einkumen vom Perkwerch machen, dann es am pasten geschechen mag, damit die Regierung des Lands mit allen Ämberen und Versicherung darvon underhalten werden mugen, wo aber in sölchem dem Land Mangel erschin und gennegsam Einkumen zu Versehung des Lands darin nicht erlangt werden möcht, so muest man ain Steur oder ain Zinsphenning auflögen, damit ain gleiche Purd im Land getragen wurd. Man sol auch allen Fleiß darzue tuen und die Costung vom Land daran lögen, damit im Land an mer Orten Perkwerch erweckt und erpaut werden mügen, dann durch die Perkwerch mag das Land an meniglich Beschwerung daz maist Einkumen erlangen.



Quelle: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges, gesammelt und herausgegeben von Günther Franz. Darmstadt: WBG, 1963, S. 285-89.

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