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Friedrich Weygandts Reichsreformentwurf (18. Mai 1525)

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11. solle der groß Nachtail der Armen in Kaufen und Verkaufen bedacht werden und im hailigen Romischen Reich ain Maß, ain Ele, ain Fuder, gleich Gewicht, ain Lenge der Tucher und Parchet und aller ander Ware ufgericht und gemacht werden. Daraus volgen, daß alle Specerei und anders, so mit dem Zenter verkauft, ain gleich Gewicht haben wurt. Item, was von Golde, Silber, Berlin oder dergleichen erkauft oder verkauft wurt, solle mit clainem Gewicht, wie vormals, gewert werden. Item das Weinfuder, der Aimer, Viertail und Maß soll allenthalben gleich sein. Aber am Bier, Med und dergleichen solle die Eich großer sein. Item Koren, Wais, Erbeß, Linsen, Kicher sollen ain gestrichen Maß haben, aber raue Frucht mit demselbigen Maß werden. (1) Item alle faiste Ware solle mit dem Bire- oder Metmas verkauft werden. Wes aber mit dem Zenter oder pfundweis verkauft wurt, solle mit dem vorgenanten ersten als dem grosten Gewicht gegeben und gewert werden.

12., das die Geselschaften, als der Focker, Hofstetter, Welser und dergleichen abgestelt werden; dann dardurch Arm und Reich ires Gefallens in allen Waren besetzt und beschwert werden. Ob aber ain Geselschaft zusamenlegt oder ainer allain handlen wolte, der soll kainer uber 10000 Guldein im Handel haben, und welcher daruber erfunden, das Hauptgut und Ubermas zum Halbtail verloren haben ins Romischen Reichs Cameren. Item welcher Kaufherr nach den 10000 Gulden ain Uberschuß an Gelt hette, mag anderen, wem er will, furstrecken, leihen und evangelisch helfen.

Item wa auch ain Kaufher uber sein Leggelt und Kaufhandel uberig Gelt hette, der mag das ainem Rate hinterlegen und Jars von hundert 4 Gulden nemen. Das mögen furter die Herren des Rats armen Gesellen uf Sicherung leihen und von hundert 5 Gulden nemen. Und mag sich ain Armer geschickter dergestalt dabei neren.

Item das ain Ordnung zwischen den großen Hansen und den Handelern gemacht wurt, damit die Armen mit den gemainen Pfeningwerten pleiben und ir Narung bekomen mogten.

Item es sol kainer kain Munz schmelzen bei dem Brant, sonder Silber- und Goltmunz in die bestettigten Munzschmitten schicken, und da soll sie ime bezahlt werden nach der Satzung oder wie jede Munz geschlagen worden, sie weren dan zu gering oder in ander Weg gefelscht.

Item das die Kremer in Stetten, die mancherlai War und Pfennigwert failhaben, getrent und jedem ainerlai War zugelasen werde.

[13.] Beschlieslich, das alle Buntnus der Fursten, Herren und Stette abgetan und allein kaiserlicher Schirm und Frid gehalten werde on all Glait und Beschwerd und alle Verschreibung, derhalben ufgericht, bei Verlierung aller Freihait, Lehen und Regalien. Item das ain jeder im Reich, auch Frembde aus anderen Konigreichen frei und sicher wanderen zu Roß, Wagen, Wasser oder zu Fues und niemant zu kaiserlichem Glait oder anderen Beschwerden getrungen werden, weder von Leib oder Gut, damit der arm Man und gemainer Nutz iren Furgank haben. Amen.


(1) Eine leicht abgewandelte Variante dieses Satzes findet sich in K. Walchner und Johann Bodent, Biographie des Truchsessen Georg III von Waldpurg (Konstanz, J.M: Bannhard’s Witwe, 1832), S. 310. Dort lautet der Satz: „Item Korn, Waitzen, Erbis, Linsen, Kicher sollen ein Maß haben, gestrichen, aber raue Frucht soll mit demselben Maß gehauft gewerdt werden.“



Quelle: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges, gesammelt und herausgegeben von Günther Franz. Darmstadt: WBG, 1963, S. 374-81.

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