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Friedrich Weygandts Reichsreformentwurf (18. Mai 1525)

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Zu Declaration dits 4. Artikels:

Und damit dannoch das kaiserlich Recht unvertruckt pleibe, so sollen uf jeder Hohenschule oder Universitet, die bei dem Reich zugelassen, Doctores der kaiserlichen Rechten erhalten und verlegt werden und, so Rate durch Fursten oder andere Gericht bei inen gesucht, den samenthaft in Monatsfrist getreuen Rat, im Rechten gegrundt, mittailen, damit ainem jeden ufs furderlichst Rechts verholfen werde.

Item, dieweil die Doctores nit Erbdiener des Rechtens, sonder bestelt Knecht, die umb ires Aigennutz willen lang ufhalten und langsam zu End raten oder dienen, so sollen si an kainem Gericht sitzen, Urtail zu machen oder auszusprechen.

Item, dieweil offentlich am Tag, das zu mermal zwo Parteien durch die Doctores zehen Jare, auch mer und minder, durch aigens Nutzs willen umbgefurt werden, derhalben sie Stiffvätter und nit rechte Erben des Rechten mogen genennet werden, darumb sollen si alle in kainem Gericht gebraucht oder gelasen werden.

Item, ob aber ain Herschaft oder Stat ain oder mehr Doctores haben wolte, so solle derselb in kain Rate gesetzt, sonder allain in Ratschlegen gebraucht werden. Darin ist den Ratschlägern Gnad, Vernunft und Weishait zu Messigung des Rats dannoch vorbehalten, zu meren, zu mindern oder pleiben zu lassen, wie dan Got ainem jeden Gerechten verhaisen hat, die Gerechtigkait erkennen zu leren.

5. were gut, das kain Geweichter, er were hochs oder niders Stands, in den Reichsrate oder anderen der weltlichen Fursten, Herren oder Communen Rat gezogen oder gepraucht werden, dann inen solchs verbotten, wie in der Schrift clar gegrundet ist. Ursach: Dan si werden durch der Welt Weishait und Gebrauch verfinstert im Gaist Gotts, auch träg und verseumen den Dinst Gotts. Und zum hochsten were zu besorgen, die weltlich Ehr wurt sie verfuren, das sie dardurch die Gnad Gottes, ob si die hetten, auch verluren.

Item das auch kain Geweichter oder Gesalbter in kain weltlich Ampt gesetzt, genutzt oder gebraucht, dan weltlich Ehr verhindert sie am Dienst Gotts, wie dann offentlich am Tag ligt.

Item das kain Geweichter oder Gesalbter in kain Gericht oder weltlich Sachen gezogen oder genomen werde, dan dadurch sein si zu Herren und die Weltlichen von hohen und nidern Stenden zu Knechten worden. Es sein auch Edel und Unedel durch die Monchen ausgesogen und zu Gesten ires Guts gemacht, das billicher uf si, dann uf die Munch geerbt solt haben.

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6. were gut, das alle weltlich Recht im Reich, so bisher gepraucht, abgetan und nidergelegt wurden und das gotlich und naturlich Recht, wie hievor und darnach vermerkt, ufgericht wurt. Damit hette der Arm so vil Zugangs im Rechten als der Obrist und Reichst, als wan das kaiserlich Chamergericht im hailigen Reich Teutscher Nation besetzt wurt mit 16 tapfern, erbaren, unverleumbten Mannen, nemlich zwen von Fursten, zwen von Graven und Herren, zwen von der Ritterschaft, trei von den Stetten des Reichs, trei von aller Fursten Stette im Reich und vier von allen Communen im Reich. Die sollen ain Chamergericht im Reich von Graven oder Herren zu erwelen haben. Und aus solchen 16 Personen solle Clager oder Antworter ir jeder ain Redner und ain Ratgeber erwelen und nemen, in iren Sachen zu handlen. Und die Persone, so an solch Chamergericht genomen, sollen uf das wenigst hievor zehen Jare zu Gericht gesessen und gebraucht worden sein.

Item nach dem Chamergericht sollen im hailigen Reich, wie fur gut angesehen, vier Hofgericht [sein], auch mit 16 Personen ain jedes Hofgericht besetzt, nemlich von Fursten, Graven und Herren trei, von Ritter und Knechten trei, die Reichstet trei, der Fursten Stette trei, von allen Communen und Gemainden im Raich vier. Die sollen auch alle samenthaft ainen Herren zu irem Hofrichter erwelen; aus den sollen die Parteien obgeschribner Masen Redner und Ratgeber nemen. Und solch Personen sollen erbar und vor zu Rate und Gerichte gesessen sein.

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