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Protestanten gegen Radikale – Ein Lutheraner verteidigt die Rechte des Herrschers in geistlichen Angelegenheiten (1530)

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So dient auch hieher nichts die red Galions Act. 18 [14. 15], dan Gallion als ein haid het das ampt mit eim geding* angenomen, das er die Juden mit irn gerechtikaiten wolt pleyben lassen. Was nu einer sich verspricht, ist billich, das ers halt, und hat demnach weyslich gehandelt, das er seinem geding nach sich des glaubens oder disputirens der Juden gar nichts angenomen hat. Aber nach dises meynung, so die verzeychnus gestelt, het er unweyßlich gehandelt, dan in der andern verzeichnus sagt er also: „Wo ein sect einen prediger oder diener geurlaupt het und doch derselb uber das nichtsdestweniger sein ampt an dem ort treyben und sold einnemen, oder so ein prediger unbestellet an einem ort uffsten und predigen wolt, darin sol die oberkait auff der belaidigten clag auch schaffen und frid machen etc.“ Das sein seine wort. Nu ist Paulus zu Achaia von den Juden zu einem prediger unbestelt gewesen und ist daruber vor der oberkait beclagt worden, wie es Act. 18 [12 f.] stet. Aber der landtvogt Gallion hat sich der sach oder clag nichts annemen wollen. Darumb hat er mussen nach dises meynung unweyßlich handeln. Es ist aber vorhin gesagt, das vil ander ding ist, ein newe sect eindretten lassen und sich begeben**, ein alte langwirige sect in eusserlichem frid zu erhalten und by irer alten gerechtikait oder herkomen bleyben zu lassen etc.

Auch die antwort Abrahe zu dem reichen man: Sie haben Mosen und die propheten etc. [Lk 16, 29] mag ein oberkait wol furen gegen denen, so fur sich selbs unrecht glauben und personlich bekennen, ja mags auch furn gegen denen, so wider ir verbot rottirung und lerampter anfahen, nemlich also: Wir wollen dich deins unrechten glaubens und personlich bekennens halb nit straffen, dan da hastu das wort Gottes, seine lerer und prediger. Wiltu dieselben nit horn, so wurt doch unser straff nichts an dir helffen. Aber das du ausserhalb unsers bevelhs rottirung mit ander lewten und dich newer lerampter onberuft underfahest, darumb wollen wir dich straffen etc.

Und das er weyther sagt: „Wu ein cristenliche oberkait auff irer seytten dem falschen glauben wert, macht sie dardurch den falschen glaubigen oberkaiten raum und stat auff irer seytten wider den rechten glauben zu fechten etc.“, sol die antwort daruff sein, das, wie oben angezaigt, hie abermal kein underschied zwischen dem glauben und des glaubens eusserlich wercken gehalten wurdt und ja war ist, das kein cristenliche oberkait dem falschen glauben oder bekennen weren sol. Aber wie vorgesagt: Sie mag der rottirung und den newen offenlichen amptern wern, und wurt hiemit den falsch glaubigen oberkaiten kein raum, unrecht zu thon, gegeben.

Dan das stuck ist in die handt der oberkait gesetzt, sie sey recht oder falsch glaubig, das sie in irm gebiet mag new geselschaft, zunfft und rottirung gedulden oder wern auff ir gut ansehen, und ist zu keinem auß not getrungen. So nu ein oberkait ein falschen glauben hat und wil die versamlung der rechtglaubigen in irm gebiet nit gestatten, thut sie wol an im selbs unrecht, wie zum tail da oben angezaigt ist. Aber nach der volg irs falschen glaubens thut sie nit unweyßlich und unbillich. Sie haben ein eyfer, spricht Paulus, aber nit kunstlich [Röm 10, 2] Ja es solt mir wol ein liderliche, verruchte und schlafferige*** oberkait sein, die etwas fur unrecht in irem gewissen und irn underthon nachtailig hielt und kert nit allen muglichen fleys an, das dem unrechten gewert wurd. Es wurde ir auch freylich von Got als wenig ungestraft geschenckt, als wenig dem Brenno, der da ist gewesen ein hertzog der Gallier, von Got geschenckt ward, das seine kriger Appollinem, der an im selbs ein abgot war und doch von inen fur ein rechten got gehalten, schendeten, schmechten, auch seinen tempel beraupten. Dan es wil auch Got in den abgottern seins namens halber geforcht sein, so wil er auch in dem falschen glauben geforcht sein, und vast ser strafflich ist, so man liderlich wider aigen gewissen oder verrucht in einem rechten oder unrechten glauben handelt.


* geding = Vertrag
** sich begeben = sich herbeilassen
***schlafferig = schläfrig

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