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Protestanten gegen Radikale – Ein Lutheraner verteidigt die Rechte des Herrschers in geistlichen Angelegenheiten (1530)

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Es stet ja geschriben: Cristus werd in seinem reich streytten. [Jes 11, 4] Wan aber dises also zu versten wer, das darumb sich des unkrauts niemand annemen sol, so dorfften die prediger auch nichts darwider predigen und die cristen nichts dawider bitten und zu Got schreyen. Aber Cristus streit datzumal, wan die prediger darwider schreyen und die cristen dawider betten.

Es stet auch geschriben, das der almechtig Got regire im himel und auff erden. So hor ich wol, es mocht einer hierauß schliessen wollen, die weltlich oberkait solt nit regirn. Das weren nur rein consequentz. Ja vilmer, wan die sach also stet, das die prediger mit dem wort Gottes die luge widerfechten und die weltlich oberkait aller unordnung, untzucht und zwitracht nach irer gebure wert, so mag man warlich sagen, das datzumal Cristus streit und der almechtig Got regire durch die prediger und oberkait als seine verordnete werckzeug.

Das Daniel sagt, der Endtcrist sol on handt zerstort werden, ist war. [Dan 2, 34] Schreybt er aber auch, das darumb ein cristenlich oberkait muß des Endtcrist predig oder versamlung in irm gebiet einkomen und eintreten lassen? Nein, er furwar, er schreybt es nit. So understet sich auch ein weltlich oberkait, den Endcrist abzuthon wan sie kein newe predigampt oder falschen glaubens versamlung in irm gebiet wil einkomen lassen, sonder sie understet sich, by irn underthonen ein stil ruwigs und eintrechtigs wesen zu behalten [Vgl. 1 Tim 2, 2].

Die Juden sein auch ein stuck des Endtcrists; und so der Enderist on handt zerstort sol werden, so hor ich wol, die weltlich oberkait must uberal die Juden einkomen und ir sinagog und predigampt aufrichten laßen. Wer wolt sie aber dartzu mussigen? Das ist war, die Juden aufnemen ist ein werck der barmhertzikait, aber inen vergonnen ein aigne sinagog und lerampt, kan man auff keiner oberkait gewissen tringen und zwingen.

Und weyther, so auß etlichen worten Cristi, die er zu demjhenigen sagt, der da begert, das er solt mit seinem bruder verschaffen, das erbteyl mit im zu teyln, auch sunst zu seinen jungern und Pilato redt, bewert wurdt, das die zwey reich underschieden sollen sein, ist recht [Lk 12, 13 f.] Aber das hierauß wil besloßen werden, ein weltlich oberkait muß in irm gebiet gedulden, das by iren underthon, so itz in einer eusserlichen einikait des glaubens wandeln, ein new versamlung und predigampt der sacramentler, der widertauffer, der Juden, der Turcken oder anderen desgleichen einbreche und uffgericht werde, das kan auß obangezaigten ursachen nit sein.

Zudem so hat ein weltlich oberkeit nit allein die stuck, die ein aufrur irer natur nach machen, zu wern, sonder auch disse, so ein unerbarkait und offenlich ergernus anrichten, als nemlich: Zwey oder drew eeweyber nemen, macht kein aufrur, wie man sicht by den Turcken, so vil eeweyber haben, und weyßts von den Juden, so vor der zukunfft Cristi auch vil eeweyber gehapt haben. Solt darumb ein oberkait einen, der zwey oder drew eeweyber nimpt, nit straffen? Item fluchen: „macht und craft“, „Veltin und wunden“, wie dan gewonhait ist, zu schwern, tregt auch kein offenliche uffrur auff im; solts darumb von der oberkait nit gestraft werden? Also obschon das lerampt und die versamlung eins falschen glaubens kein aufrur auf im tregt, dieweyl es aber under den cristen ein unordnung und ein verwirung, ja auch ein zwitrechtig gemut anricht: eo, quod non possit illorum affectus esse fidus quarum diversa et fides, warumb solt es dan nit der oberkait zusten, darein zu greyffen?

Das aber diser, so die verzeichnus gestelt hat, vermeint, es wer geschickt, wan ein weltlich oberkait getrest dem rat Gamaelis Act. 5 [38. 39] volgt, da er spricht: Ist das werck auß den menschen, so wurdts undergen; ists aber auß Got, so kan mans nit dempfen etc., das wer vileicht ein guter, weyser, vernufftiger rat fur ein oberkait, die selbs nit wußt, in welchem haffen die gersten wern und welchs der recht und best glaub sey, auch die zu tirannisch farn wolt. Wie dan datzumal, als Gamaliel solch wort redt, die schriftgelerten, auß den grossen wunderwercken der appostel gezwungen, musten by in selbs zweyfeln und allein wolten wurgen und hencken. Aber einer cristenlichen oberkait, so irs glaubens auß der hailigen geschrifft gewissen grundt hat, were es ein zweyfelicher rat und het ein ansehen, als schwangt sie selbs noch im glauben und wust nit wohinauß.

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