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Radikale gegen Protestanten – Ein Angriff auf geistliche Ansprüche auf weltliche Macht (1530)

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Sind doch nu ob hundert jarn im konigreich Behem Juden und sonst wol dreyerlai glauben gewest, und haben dennoch ire konig eusserlich frid erhalten und aufrur von des glaubens wegen verhutet. Auch wer der historien seydher Cristi geburt kundig ist, halt ich, werd bekennen mussen, das gewonlich die kaiser und oberkaiten, die mit dem schwert in des glaubens sachen gehandelt, weyt mer aufrurs und unruwe gehapt weder die andern, die sich des nit angenomen und die lere des glaubens einem yden frey gelassen haben. Warumb solts dan nit noch heutigs tags auch also konnen sein und ein oberkait mogen frid erhalten, wo sie sunst fleißig zusehen und wachen wolte?

Ob sich aber ein uffrur erhube, sol man darumb nit verzagen, muß man doch derselben wol umb geringer sach willen gewarten. Aber die oberkait hat in alweg irn trost, wie oben antzaigt ist, das sie pleyben und die aufrurigen fallen und umbkomen sollen. Wie man dan an der pawern aufrur gesehen, obwol dieselbig sich mertails darob begeben, das die oberkaiten das euangelion nit leyden wolten. Darumb auch Got wol ursach gehapt, inen ein schlappen zu setzen, wie er auch seiner zeit vileicht noch thon wurt. Dannoch hat ers durch der underthon aufrur, wie gleich es ime ein weyl sahe, nit thon wollen, sonder, da es am ubelsten stund, das plat umbgekert, das die pawern in irm verderben verderpt sind und, wol zu sagen, allen oberkaiten nit ein bein zerbrochen ist. Wievil liber wurt er den helffen der oberkait, so irs ampts wart und Cristo sein reich unbetrupt leßt. Got gebe, das diß alle oberkaiten glauben. Amen. Dan on das wurt das teglich zwacken und wurgen baide der recht und falsch glaubigen nicht aufhorn. Und stet hoch zu besorgen, es werden der tag einest eben ob diesem stuck, das man falschen glauben mit dem schwert außreutten wil, die oberkaiten auch zusamen wachsen und, welche die sterckst ist, die andern iren glauben leren. Da solt erst ein weydlich blutvergißen werden, welchs auch der Teuffel, wie man bißher aus etlichen antzaigen gemerckt, gar fleißig sucht und furdert.


[Ein Brief des unbekannten Gutachters an Lazarus Spengler]

Liber herr Ratschreyber, des N. verzaichnus wil ich gern lesen, doch hab ich heut der weyl nit. Aber sovil ich ewer verzaichnus, auch das zettelin, so ir heut an mich geschriben, gesehen, so hapt ir in jungstem unserm wortkrig mich oder vileicht wir bede einander nit recht verstanden. Den das ist mein meynung nicht, das ein oberkait nit macht haben solt, in dem glauben, dem sie anhenge, zu visitiren und die diener oder prediger sampt den ceremonien zu verordnen, zu setzen und zu entsetzen. Ja ich sag wol mer, das es nit allein ein oberkait in irem, sonder auch ein ydes heuflin oder sect in seinem glauben zu thon macht haben sol, also das cristen, Juden, widertauffer etc. ein ider teil frey stee, sein lere und ceremonien, die er fur recht helt und dadurch er zu Got zu komen verhoft, unverhindert zu treyben, doch an underschidlichen orten, nemlich die cristen in irn kirchen und die widertauffer und Juden ider in seinen dartzu verordneten hewssern oder sinagogen.

Ich sag auch weyter, das nit allein die oberkait in irem glauben, sonder abermal ein yde sect, Juden, widertauffer oder ander, ein ider tail in seinem glauben macht haben sol, die prediger und diener, so sie bestelt heten und inen in irm ampt nit gefielen, zu urlaben und ander an ir stat aufzunemen, gleich wie ein oberkait oder gemein einen schulmaister oder hirten aufnimpt oder urlaupt.

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