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Radikale gegen Protestanten – Ein Angriff auf geistliche Ansprüche auf weltliche Macht (1530)

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Dartzu das etlich secten heimlich in die winckeln krichen, sicht man offenlich, das es nit der secten oder irer anhenger, sonder der oberkait schuld ist, welch ir nit leyden wil. Warumb laßen sie den glauben nit unter dem gaistlichen reich und seinem konig Cristo und sten irs fahens, wurgens und verjagens umb rechts oder falsches glaubenslere willen mussig? So wurde ein yde sect freylich liber offenlich von irm glauben reden weder im winckel. Es het auch ein oberkait darnach destermer ursach, wo ymandt, uber das er sich von seinem glauben offenlich zu reden nit schewen dorfft, allererst heimlich zu winckel krichen wolt, dasselbig nit zu gestatten, sonder einem solchen zu sagen, weyl er sein lere offenlich nit wolt darthon, das man sie bruffen und bewern mocht, ob sie recht were, so solt ers im winckel heimlich zu thon auch lassen ansten oder sich zum land außmachen. Wo man aber offenliche red oder lere vom glauben mit dem schwert wert, so treibt man die leut gleichsam mit gewalt zu winckel. Da tregt sich sobald neben der lere des glaubens zu, das die boßen als unwillig wider die vervolgenden oberkait auch reden von anslägen, wie sie ir lere frey zu treyben raum machen und darob unvervolgt bleyben mochten, das also die oberkait gleich etlichermaß die heimlichen conspiration selbst ursacht und furdert. Den wiewol man sagen mocht, wen ymant seins glaubens und lere so gewiß were, so solte er dasselbig offenlich an tag geben und nicht zu winckel krichen, ob er gleich darob erwurgt wurde. Das ist war und solt wol also sein. Es ist aber nit iderman so volkomen, das er umb seiner lere und glaubens willen sterben kan, und tringt doch manchen sein gewissen, das er heimlich auch nit kan schweigen. Ja wir sehen taglich, das vil der unsern, die doch der rechten lere furen, wo sie an die ort, da ir ler widerstand hat, komen, auch heimlich die lewt lern und offenlich vor der oberkait nit so lawt schreyen. Man muß aber umb solcher schwachen willen die ler nit verachten, sonder dieselbigen nichts weniger recht sein lassen und mit den schwachen gedult tragen, biß sie stercker werden.

Das man dan sorgt, es mocht ein uffrur zu jehling uberhandt nemen, das ist zumal ein kleinmutikait. Den muß sich ein haidnische oberkait genugen lassen, das sie mit recht kein heimliche sach, sonder allein eusserlichen frevel, den sie offenlich im werck sihet oder durch gnugsam zeugnis erferet, straffen kan, warumb wolt dan ein oberkait, die crist ist, irem Got nit trawen, das er sie erhielte, ob sie schon auch nit wider recht oder das reich Cristi handlet und niemant straft, weder die, von denen sie offenlich frevel waist, und ließ die andern, da es noch nit gewieß were, zufrieden? Den da stet ir trost, das wer das schwert nimpt (spricht Cristus), der sol durchs schwert umbkamen. [Mt 26, 52]

Nu nemen ye die aufrurischen das schwert, das inen niemant geben noch bevolhen hat. Darumb wurt sie auch Got durchs ander, nemlich der oberkait schwert, welchs er gegeben und bevolhen hat, wol setzen und straffen, wie dan auch Salomon gar treulich warnet und spricht: Mein kind, forcht Got und den konig und menge dich nicht unter die uffrurischen, den ir unfal wurt plotzling kumen und wer wais ir verderben. [Spr Sal 24, 21. 22] So spricht auch David, Got werd die zerstrewen, so lußt zu krig haben. [Ps 68, 31] Daruff sol billich ein yde oberkait bochen und sich vor solchen loßen buben, die auch ein rauschend blat erschreckt, nit so hart forchten, das sie sich an iemandt vergreiff oder umb iren willen wider das reich Cristi, dartzu auch wider recht und gut gewussen handel.

Und ist dem allem nach meins bedunckens doch uff verbesserung einer yden oberkait, sie sey crist oder haid, kain anders ze raten, den das sie irs ampts, das eusserlicher frid erhalten werd, warte, aber umb rechts oder falsch glaubens willen ir schwerdt stecken laß und in des glaubens oder sect sachen getrost dem rat Gamalielis volge, Act. 5 [38. 39]: Ist der rat oder das werck auß den menschen, so wurts untergen; ists aber auß Got, so kan mans nit dempfen. Und sprech mit dem landtvogt Gallion, Act. 18 [14. 15]: Wen es ein frevel oder schalckait were, so hort ichs billich; so es aber ein frag ist von worten und von den namen und dem gesetz undter euch, so sehet ir selber zu; ich gedenck darüber nit richter zu sein. Und treib sie flucks vom richtstul hinwegk. Oder wie Abraham dem reichen man antwortet und saget, [Lk 16, 31] seine bruder heten Moßen und die propheten; wolten sie die nit horen, so wurden sie auch nit glauben, ob ymant von todten aufstunde. Also antwort ein oberkait wider die zwitracht des glaubes auch und sage: Sie haben das wort Gottes und seine lerer und prediger; wollen sie dieselben nit horen, so werden sie auch nit glaubig, ob ich gleich all tag einen gantzen hauffen verjagt oder zu todt schluge. Wie kont doch ein oberkait baß handeln, das sie baide im gewissen recht fure und dartzu eusserlich frid erhalten wurde?

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