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Radikale gegen Protestanten – Ein Angriff auf geistliche Ansprüche auf weltliche Macht (1530)

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Das ditz die recht taylung und underschied baider reich sey, erscheint gewaltig im Newen Testament, also das Cristus und seine amptlewt, die apostel, gar fein die ordnung seins reichs halten und anderst nit regiren den mit irm scepter, dem wort Gottes. Mit demselben leren, vermanen und straffen sie die menschen und schlißen dahin, were es annem und glaube, der werd selig, wer nit wolle, der sey verdampt. [Mk 16, 16] Ditz ist ir regiment, darby lassen sie es, dardurch wurt auch ir ampt volendet und findet sich gar nit, wo ymant irer lere und predig nit angehangen, sonder einen andern glauben gelert oder gehalten, das sie die weltlich oberkait angeruft haben, einen solchen zu irem glauben zu zwingen oder den nit zu gedulden. So findt man auch im gantzen Newen Testament nindert, das ein weltlich oberkait darumb gelopt sey, wo sie ein solichs fur sich selbs gethon. Ja, Christus verpeuts vilmer, wie sonderlich in außlegung seiner gleichnus vom guten somen und unkraut Math. 13 [38–42] gar fein gemerckt wurt, da er spricht: Der gut same seyen die kinder des reichs, die see des Menschen Sun, das unkraut seyen die kinder der boßhait, die see der Teuffel, die erndt sey das end der welt, die schniter seyen die engel, und schleußt, man sol das unkraut nit außgetten, sonder sten lassen, uff das man den waitzen nit mit außraiff. Dan gleich wie man das unkraut außgete und mit fewer verbren, so werts auch am end der welt gen: des Menschen Sun werd senden seine engel, die auß seinem reich all ergernis sameln und die da unrecht thon in den feweroffen werffen werden.

Daruß man ye verstet, das Cristus der weltlichen oberkait schwerdts oder außgetens in seinem reich nit haben, sonder biß zum ende der welt allein mit seinem wort darin fechten wil. Wie auch Esaia der prophet verkundigt und spricht, Cristus werd in seinem reich streytten mit dem gaist seins munds und mit der rutten seiner lippen [Jes 11, 4] spricht deutlich: Cristus wol streytten, nit die weltlich oberkait fur ine, mit dem gaist seins mundts und der rutten seiner lyppen, nit mit weltlicher oberkait schwert. Hierzu stimet auch der prophet Daniel und spricht, der Antichrist (das ist alles, was sich wider cristenlichen glauben und lere sezt) sol on handt zerstort werden. [Dan 2, 34] Welcher nu mit weltlicher gewalt den rechten glauben und lere vertaidingen und falschen glauben und lere vertreyben wil, was thut der anderst, dan veracht und verspot das gantz New Testament sampt den propheten. Und gegen dem, das Esaias und Daniel sagen, Cristus sol in seinem reich mit dem gaist seins mundts streytten und der Anticrist sol on handt zerstort werden, gibt er für, der gaist des mundts Cristi thue es nit und man muß es mit der handt außrichten.

Weyther halten Cristus und seine appostel nit allein die ordnung seins reichs, sonder lassen auch daneben der weltlichen oberkait ir reich gantz und unversert sten. Den da einer Cristum anlieff, er solt mit seinem bruder schaffen, das erb mit im zu tailn, wise er den mit ernstlichen worten ab, sagend: Mensch, wer hat mich zum richter uber euch gesetzt? [Lk 12, 14] Und vor Pilato sprach er: Mein reich ist nit ein weltlich reich. [Joh 18, 36.] Auch lert er seine junger und spricht: Die weltlichen konig herschen und die gewaltigen haist man gnedig herrn. Ir aber nit also etc. [Lk 22, 25. 26] Daruß man aber sihet, wie Got die zwey reich underschieden haben wil. Und dieweyl Cristus by seinem reich pleipt und laßt das weltlich fur sich gen, der doch vil mechtiger ist weder all kaiser und konig, wievil billicher sol dan ein weltlich oberkait irs reichs warten und Cristo das sein auch ungeregirt lassen.

Also das summa summarum ist, welche oberkait irs ampts warten und hoher nit faren wil, weder ir bevolhen ist, dieselb sol und muß die lere vom glauben, wie man zu Got komen und selig werden sol, allein dem konig Cristo durch sein scepter gotlichs worts, ob sie recht oder falsch sey, zu urtailn und richten heimstellen. Wie man dan offenlich siehet, das Cristus in seinem reich die bede treybt, nemlich den rechten glauben lert und den falschen verwurfft, gibt den hailigen gaist ins hertz und treybt den Teuffel auß und thuts beds durch sein scepter, das wort, und rufft kein weltlich oberkait an, das sie im dartzu helffen sol. Darumb geburts ir auch nit, sonder ir scepter oder schwert soll sie brauchen im weltlichen reich wider eusserlichen frevel, dadurch niemant an seinem leib oder gut beschedigt wirt. In denselbigen stucken schneidt das weltlich schwert, und Got hats darumb eingesetzt. Aber zu zwingen disem oder jhenem glauben antzuhangen, da ist doch das schwert ja kein nutz zu, und muß zuletst, man henck oder trenck, iderman die wal gelaßen werden, welcher gen himel nit wil, das er in die hel zum Teufel oder seiner muter fare.

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