GHDI logo

Definition und Abgrenzung – Konrad Grebel und Andere an Thomas Müntzer (5. September 1524)

Seite 3 von 5    Druckfassung    zurück zur Liste vorheriges Dokument      nächstes Dokument


Wir versehend unß fil gůtz zů Jacobo Struß und anderen etlichen, die wenig geacht werdend by den hinlessigen gschriftgelerten und doctoren zů Wittemberg. Wir sind ouch also verworfen gegen und von unseren gelerten hirten, eß hangt inenn alle mentschen an, schaft, daß sy ein sündigen, süssen Christum* predigend, und inen gůtz underscheids gebrist, wie du in dinen bůchlinen antzeigst, die unß armgeistigen fast über die maß gelert und gesterkt hand. Und sind also aller dingen glich, on daß wir mit leid vernommen hand, wie du taflen uffgericht habist, so wir kein gschrift noch bispil in den nüwen Testament finden. In dem alten solt eß wol usserlich geschriben werden, jetz aber in dem nüwen sol eß in die fleischin taflen deß hertzen geschriben werden, wie die verglichung beder Testamenten ußwißt, wie wir durch Paulum 2. Cor. 3., Hieremiam im 31. capitel, im 8. zun Hebreieren, Ezechiels im 36. bericht werdend. So wir nit irrend, alß wir nit meinend und gloubend, wellist die tafflen wider zegrund richten. Es ist uß eignem gůtdunken erwachsen, ein vergeblicher kost, der do zünemmen wurd und gantz abgötist werden und sich in alle welt inpflantzen, wie mit den götzen geschehen ist. Eß machte ouch ein argwon, alß ob je ettwaß usserlichs an der statt der götzen, darab der unglert leren künde, stan und uffgricht werden müste, so allein daß usserlich wort gebrucht soll werden, nach aller gschrift bispil und gebott, wie fürnemlich 1. Cor. xiiij. und Col. 3. unß angetzeigt wird. Semliche erlernung uß dem einigen wort möcht mit der zitt ettwaß hinderstellig werden, und ob eß ie kein schaden bringen wurd, so welte ich ie nüt nüwes erfinden und uffrichten und den hinlessigen falsch schonenden verfürenden glerten nit nachfolgen oder glich sin, uß eignem gůtdunken nit ein einigs stuk erfinden, leren und uffrichten.

Züch mit dem wort und mach ein christenliche gmein mit hilf Christi und siner regel, wie wir sy ingesetzt findend Mathei im xviij. und gebrucht in den epistlen. Leg ernst ann und gmeinß gebett und abbruch nach dem glouben und der liebe one gebott und ungetzwungen, so wirdt Gott dir und dinen schäflinen zů aller luterkeit helfen, wirt daß gsang und taflen fallen. Eß ist wißheit und rates me dann gnůg in der gschrift, wie man all stend, alle menschen leren, regieren, wisen und fromm machen sol. Welcher sich nit besseren, nit glouben wil und dem wort und hendlen Gottes widerstrebt und also verhart, den sol man, nach dem im Christus und sin wort, sin regel geprediget, und er ermanet wirt mit den drien zügen und der gmein, den, sprechend wir uß gotteß wort bericht, sol man nit tötten, sunder ein heiden und zoller achten und sin lassen.

Man soll ouch daß evangelium und sine annemer nit schirmen mit dem schwert oder sy sich selbs, alß wir durch unseren brůder vernommen hand dich also meinen und halten. Rechte gleubige Christen sind schaff mitten under den wölfen, schaff der schlachtung, müssend in angst und nott, trübsal, ferfolgung, liden und sterben getoufft werden, in dem für probiert werden, und daß vatterland der ewigen růw nit mit erwürgung liplicher finden, sunder der geistlichen erlangen. Sy gebruchend ouch weder weltlichs schwert nach krieg, wann by inen ist daß tötten gar abgetan, wol aber wir werend noch deß alten gsatztes, in welchem ouch (so fer wir unß bedenkend) der krieg, nach dem sy daß gelobt land eroberet hattend, nun ein plag gewesen ist. Von dem nit me.


* Diesen Ausdruck übernehmen die Zürcher, wie sie selbst angeben, aus Müntzers Schriften.

erste Seite < vorherige Seite   |   nächste Seite > letzte Seite