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Die Marburger Religionsgespräche – Bericht eines lutherischen Augenzeugen (1529)

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Zwingli saget, es were ain schandt, das wir ain solichen schweren artickel hielten, lereten vnd verfechten vnd doch kayn schrifft darüber zaigen könntten oder wolten.

Da hub Luther die Sammaten deck auff vnd zaiget Im den spruch, das ist mein leyb [Matth. 26, 26], den er mit der kreyden hett für sich geschryben, vnd sprach. alhie steet vnnser schryfft. Die habt Ir vnns noch nicht abgedrungen, wie Ir euch erpotten habt, wir dürffen kainer anndern.

Zwingli fraget, ob er doch sonnst kain schryfft, argument oder zeugknuß hete, dann dise allain.

Antwurtet Luther, ich hab noch wol anndere, wie Ir hören werdet, wann Ir mir vor diese abgewynnt, dann was ging mich nöt an, das ich ain gewiß wort gottes, das mir nymandt abdringen kan, selbs faren ließ vnnd nach ainem anndern vmsehe, stürtzt mir das vmb, darnach werdt Ja wol hören, was Ich weytter für Argument hab.

Souil haben Zwinglj vnd Oecolampadj auß heyliger schryfft zeucknus gefüert vnd nicht mer, Sonnder furen zu vnd wolten vyl nach der vernunfft forschen, wie ain leyb an vyl orten oder gar an kainem ort möcht sein, das wolt In aber Luther nicht gestatten, saget, vernunfft, philosophia vnd Mathematica gehören hieher nicht, dann wann wir gleich beschlussen, das ain leyb an ainem ort allein müesst sein, so were es doch nicht annders beschlossen, dann das er, dem gemainen lauff der natur nach zu rechnen, an ainem ort allain müeßt sein, das aber gottes allmechtig wort nit ain annders solt vermögen, dann die gemein natur, das wurde sich nymmer fynden, darumb dienet es hieher nicht etc., vnd erpot sich, wolten sy es ye nicht geraten, so wolt er ausserhalb diser hanndlung mit Ine daruon disputiren, ain stundt oder zwue, ain tag oder zwen, oder halt ain ganntzen monat etc. Sy fragten, wo got ye ain leyb het one ain sonnder stat gesetzt oder ennthalten, darauff antwurtet Luther, den allergrösten leyb, darynn all annder leyb begriffen sein, nemlich die ganntzen welt, ennthelt got on ein stat, darumb hat die welt kain stat, darynn sy ist, Darzu schwigen sy all still.

Also wurd weytter nichts auß der schryfft von Inen fürpracht, des wir vns seer verwunderten, vnnd zweyffelten nicht, es geschehe darumb, das sy wüßten, wie die antwurt wurd gestallt seyn, nemlich Ine mer schande zu füegen dann Ir stillschweygen, dann solten sy sein komen mit den schryfften, Er sitzt zur rechten des Vatters [Mark. 16, 19], vnd anndern mer, darmit sy doch den gemainen Man geplennt vnd verfüert haben, wurd man sy seltzam empfangen haben, dann wir wurden gefragt, vnd sy In Iren antwurten also gefangen haben, das es Inen nit nutz wurd gewest sein, dem kamen sy aber zuuor vnd bekenneten selbs, die gerechte gottes were nit ain sonnder ort oder stat, sonnder es were die allmechtigkait gottes, daraus wol abzunemen ist, mit was gewyssen sy hanndeln.

Am sonntag vor vnd nachmittags Trugen Zwinglj vnd Oecolampadj der Vätter sprüch für, nemlich ain auß Fulgentio, etlich auß sant Augustino, welliche vermochten, das ain leyb an ainem sonndern ort müest sein, vnnd das das prot im Abenntmal ain zaichen des leybs vnnd pluts Christi were, darüber höreten wir Ine schier den ganntzen tag zu, biß sy es suecheten, lasen vnd verteutschten, welliches gar lannckweylig zu hören war.

Zu letzt veranntwurtets Luther also, das sanndt Augustin das prot ain zaichen des leibs Christi nennet, ist nichts besonnders, dann wir können daraus nicht wissen, obs sein maynung sey, das der leyb da sey oder nicht, dann wir selbs haltens vnd nennens auch ain zaichen vnnd halten doch nichts dest mynnder, der leyb sey da, das er aber sagt, ain leyb mus an ainem ort allain sein, das schreybt er an den orten, da er des abenntmals mit ainem wort nicht gedenckt, wenn er aber vom abenntmal redet, so nennt ers den leyb vnd das pluet Christi als wol als wir, wie Luther dess etlich sprüch anzaiget vnd saget: warumb solten wir nun die sprüch Augustini faren lassen, die er schreybt an den orten, da er vom abenntmal hanndelt, vnd solten vns nach den richten, die er schreybt, da er nichts überal vom abenntmal hanndelt, darzu wenn es gleich gewiß were, das es Augustinus also hett gemeinet, wie Ir fürgebt, warumb solten wir als eben Augustino anhanngen vnd nicht vilmer Cypriano, Cyrillo, Ambrosio, Iheronymo vnd andern vil, welliche vnser maynung auffs allerklerlichist geschryben haben, vnnd wenn gleich die Vätter all auff euer maynung weren, wie kömen wir darzu, das wir vmb der Vätter willen gotes wort solten faren lassen vnnd Inen anhanngen? Beuilcht doch sannt Augustin selbs2, man soll seine püecher lesen, ebenso wie er der andern püecher lese, dann er glaub kainem nichts darumb, das ers also helt, wie tapffer er auch sey, sonnder allain wann ers mit heyliger schryfft beweyse, das Im also sey, So wöllen wir nun den lieben Vättern die eer gern thun, das wir Ir schryfft, damit sy vnns gedient haben, auffs pest wöllen außlegen, wie wir können, damit sy mit der heylligen schryfft einhellig pleyben, Wo aber Ir schryfft mit Gottes wort nit überain kommen, ist vyl pesser, wir sprechen, sy haben geirret, dann das wir vmb Iren willen solten gottes wort faren lassen.

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