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Eine Predigt an die Laien in ihrer eigenen Sprache – Johann Geiler von Keysersberg, Die Emeis (20. März 1508)

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Ich sprich zů dem andern: So nim war, ob also gebauen sei worden wy ich gesagt hab in unsern versamlungen und (consilia), die da gewesen seind, besunder im (consilio) zů Costentz und darnach zů Basel, und nym die drei ständ für dich. Geistlichen stant, weltlichen und Ordenßleut. Bei geistlichen verstand uns die weltlichen priester genant sein, so würstu finden, dz von dem höchsten biß uff den minsten alle stänt verderbt seid. Und nym den schaufalt, dz soltt sein der geistlich statt, Bischoff, Bapst, Cardinell, Pröbst, Dechen etc. Der schaufalt ist full und sol nüt, betracht in, so findest du semliche hoffart, übermůt. Niemant kan uns eren gnůg anthůn, nieman kan uns erfüllen, wir huffen unser pfrůnden, ein pfrůn uff die ander, wir kriegen umb die empter, als höher uffhyn von eim ampt zů eim höhern. Wz sol ich sagen von unkeuscheit, wer ist der, der sich nit südel in der katlachen und in dem unflat, dz solt der schaufalt sein. Nim den andern stat für dich, die Ordenßleut, so sihestu wye gantz der zerrissen ist. Sie seind größer bůben und als groß als in weltlichem stat und im geistlichen stat, sie seind in aller leckerei fornendran, darumb ist daz verßlin war. (Quid quam agit mundus etc.). Was die welt thůt, so wil der münch der ander daran sein. Zů Rom kam ein münch zů eim Cardinal. Der Cardinal wolt in umbtreiben und sprach (Quamquam agit mundus etc.). Was die welt anfahet, da wil der münch der ander sein. Der münch sprach nit (Pater reverendissime) Nit nitt. Der Cardinal sprach, warumb nit. Er antwurt, er wil nit der ander sein, er will alweg der erst sein. Der Cardinal lachet. Die ordenßlüt seid die, die dem stat der zwelffboten nach gon und iren stat durch eugen, zů denen sprach der herr (Vos estis sal terre), Ir seint saltz des erdtreichs. Es sollen closterleut andre menschen saltzen mitt gůten leren und exempeln. Aber sie sein gewarlich saltz (Sugbi, avari, luxuriosi.). Die ersten drei bůchstaben, die machen sal, daz seind sie, und seind also versaltzen mit den dreien stücken, mit hoffart, mit geytzigkeit, mit unkeuscheit, das man inen nicht mer kan zehilff kummen. Im consilium zů Basel, da ist ein man sechß gantzer jar allein ob den stück gessen, wie man kund ein gantze reformation machen in der cristenheit, und ward dennocht nüt darauß, wie wol sust vil gůts da gemacht ward, als grosse kriege und blůt vergiessen wider die hußen ward abgestelt Aber auß den puncten ward nütt und waren sechß gantzer jar darob gesessen. Deßgleichen im consilium zů Costentz ret man auch von einer gmeinen reformation der cristenheit, ob man ir nit möchte zehilff kummen, dz sy doch nit so ellendiglich zerhudelt und zerrissen wer, der weg mocht aber nit funden werden. Es ist sunst auch vil gůts beschehen, und besunder der fil der bäpst ward abgethon. Es waren zwen bepst etwan drei. Die zů Rom heten einen, und zů Avinion wz auch einer. Wan einer zů Rom starb, so machten sie ein andern, wan der zů Avinion starb, so machten sie auch ein andern. Dz wert als mer dan .lx. jar, ward als zů Costentz abgestelt. Der weltlich stat ist auch verderbt. Man spricht (Sanguis principum non facit bona farcimina) Fürstenblůt gibt nit gůt würst, wan es wil nit zesamen sagen. Wan blůt in eim darm nit wil beieinander bleiben, so würt nimer gůt würst da. Die fürsten sein wider einander, sie fechten und streiten wider einander, wie wolt man die reformieren.

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