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Ein schwäbischer Schuster und Bauer, der den dreißigjährigen Krieg überlebt – Hans Heberle (1597-1677)

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1631

Als nun die bistumker, abteyen und andere geistlichen güter den Catolischen widerumb eingeraumbt worden, ist under denen geistlichen in der außtheilung selbs uneinigkeit und zanckh entstanden. Wie woll die Catolischen noch nicht völligen sig und die Evangelischen noch nicht uberwunden hate, dannoch zweyeten sie darumb auch under denen, die ir eigen sindt und nie streitig gewessen waren. Dan damall war der könig schon in Pommern und das selbig under sein gewalt gebracht, und die Keysserischen von tag zu tag sündt ruiniert worden und zuruckh gangen. Und weil die Keysserischen so ubel gehaußet, weil sie alles außraubten und blünderten, und der Schwed mit den aufflagen etwas gelinder war, so hat er im ein gute namen gemacht und hat in lieber auffgenomen dan den Keysser.

Dieweil der Keysser der religion auch auffsetzig war, so sind auch vüll, die zuvor auff deß Keyssers seiten gewessen, zu dem Schweden gefallen und sich an in ergeben. Die Keysserischen aber haben etliche stet angefallen, die selbig einzunemen und dem könig in Schweden den baß zu verlegen, damit er seinen fuß nicht weiter setzen möchte. Darunder ist auch gewessen die gewaltig und weite berehumbte und veste stat Magtaburg. Die selbig hat er belegert, eingenomen und zu grundt gericht, vertülget, verherget, welche in wenig stunden in die aschen gelegt worden, in welcher vüll taußendt menschen durch feür und schwert zu grundt gangen.

Dardurch im der general Thili vermeint, er hab im ein großen namen gemacht, aber es ist sein gröstes unglückh gewessen, das er hernach wenig sig und glückh gehabt hat, und sein undergang bald darauff erfolget, da in der Schwed bey Thonawerdt geschlagen, und er, der Tilli, durch einen schuß ist umbkomen. [ . . . ]

1635 [Schloß Albeckh]

Dan es war ein gute vestung und etliche soldaten sampt einem hauptmann daselbs zu einer besatzung. Die selbigen haben jderman zu ihnen hinein gelassen, damit das arme landtvolckh nit gar zu grundt möchte gerichtet werden. Aber es ist das keißerisch volckh sie schnell uberfahlen und das schloß plocieret, das niemandt mehr hatt kenden auß noch ein komen.

So hatt ihnen der feindt die wasserbronnen abgegraben, das sie kein wasser mehr haben. Gar wenig hatt das gute bauersvolckh: mit brot, mehl, salz und schmalz sindt sie gar nit versehen. So haben die soldaten auch nit vüll zum besten, wie woll sie gehren mitgetheilt heten, wan sie es nur gekent heten. [ . . . ]

Da ist es an ein metzen gangen. Da hat alles mißen herhalten, vüh und roß, wiewoll es anfangs ein grosser hauffen roß und vüh ist gewessen, aber nachmals gar wenig ist worden. Das wehre alles zu gedulden gewessen, wan sie nur wasser gehabt, dan es ist so mangel an wasser worden, das sie das wasser gebraucht haben, wo man die kutelfleckhen darein geweschen, auch die spielwasser, auch vast ein jeder seinen harn oder deren kinder harn gemeinlich getrunkhen haben, und dannoch das selbig für gutt gehalten. Und nur heten kenden uberkomen, das der durst so gross ist worden, das sie des hungers nicht mehr geachtet, wiewol sie nichts mehr haben dan das roßfleisch.

Alls aber der jamer ist [in] disem schloß, und je lenger je höcher hinauffsteigt, da haben sich das baursvolckh auff mitel bedacht, und haben sich auß dem schloß begeben und ir außflucht genomen, wie sie mögen in die statt Ulm komen.

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