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Philip Wilhelm von Hörnigk „Österreich über Alles, wenn es nur will” (1684)

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Von Wachs, Unschlitt, Horn, Glas, Bein, Papier, Pech, Roß- und Reheharen, Federn und dergleichen verschiedenen Dingen mehr, so nicht weniger, als andere oberzählte Sachen, in vielerlei Wege zu menschlichem Behuf dienen, ist weiter nichts anzuführen, als nur, daß, weilen der Überfluß an Bienen, Viehezucht, Lein und andern Dingen, wovon diese abfallen, in denen Erblanden vorhanden, sie an selbigen ebenfalls keinen Abgang leiden können. Der Pferd aber, als welche sehr fürnehme und lebendige Instrumenten menschlicher Nahrung seind, ist billig nicht zu vergessen, von welchen für allen Ungarn, hernach Böhmen berühmet seind, der übrigen Erbland auch keines ihrer manglet, dergot Überfluß aber durchgehend fürhanden ist. Anderer europäischer Lasttier, wo man ihrer bedarf, ist eben so wenig Abgang.

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Kapitel XV.

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[Hörnigk wiederholt im folgenden Abschnitt bereits Erwähntes und argumentiert, dass es praktisch keine für das Überleben des Menschen notwendigen Güter gäbe, mit denen „Österreich“ nicht autark wirtschaftete. Österreich könne ohne Weiteres gänzlich auf Importe verzichten, wenn man nur, anstelle den ausländischen Waren nachzulaufen, die einheimischen Produkte konsumieren würde. Genauso wenig sei es der Fall, dass Österreichs Bewohner dumm sind – viele ihrer Produkte genießen seit langem ein hohes Ansehen. Die schlesischen Webstoffe (darauf kommt er wiederholt zu sprechen), würden billig von niederländischen Händlern erworben, in den Niederlanden verarbeitet und dann zu teuren Preisen als niederländisches Produkt wieder in Österreich verkauft. Diese letzten Verarbeitungsschritte, genauso wie bei der Seide, könnten auch leicht im Inland durchgeführt werden.]

[ . . . ] Ohne ist es nicht, an einem Ort bei uns hat sothane Emsigkeit bei uns mehr Trieb als an dem andern, und werden die Weinländer beschuldigt, daß deren Einwohner sich nicht allein für sich selbsten die Gläser mehr als die Arbeit an das Herz stoßen lassen, sondern noch dazu fremde hineingebrachte Manufakturiers in wenig Jahren zu ihresgleichen, das ist Faulenzern und Luderern machen. Herentgegen aber sind die Bierländer so viel emsiger. Und wann irgendwo, wie in Böhmen auf der Fläche, allwo von Fülle des Getraids und Viehzucht alles lachet, auch wo der Weinwachs seinen Verlag lohnet, die Leut ebenfalls wenig von ihrem Fleiß und Emsigkeit zu entraten haben, so stecken herentgegen die Gebürg (Deutsch-Böhmen) voll nahrhafter grundarbeitsamer Leut. In Wien selbsten, wo doch die Lüsternheit und die Sehnung nach fröhlichem Leben gleichsam zu einem allgemeinen Herkommen erwachsen, manglet es zu denen Fabrikaturen weder an Geschicklichkeit noch Applikation, wann nur Willen, Aufmunterung und Anführung da ist. [ . . . ]

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