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Die türkische Niederlage von Wien (12. September 1683)

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Ihre Majestäten zu Pferde machten sich Komplimente zu ihrem Sieg, den sie einander zuschrieben; der König von Polen hatte den größten Anteil am Ruhm dieses Tages, was er am meisten verdiente: Denn er mag wahrlich als einer der größten Könige der Christenheit bezeichnet werden und ihr tapferster. Nach einer halbstündigen Unterredung wünschte der König von Polen, dass der Kaiser seine Armee sehe; das nahm dieser an und wurde von seinem Großmarschall geleitet. In der Tat hatte es nie etwas Größeres und Heldenhafteres zu sehen gegeben als die 4.000 Husaren, die alle mit Panzerhemden gut bewehrt waren, und der Rest der sehr wacker ausgerüsteten Armee. Nachdem sie das gesamte polnische Heer inspiziert hatten, befahl der Großmarschall den besagten Husaren den Gang zu vollführen, den sie gewöhnlich machen, wenn sie den Feind belagern, womit Seine Kaiserliche Majestät höchst zufrieden war.

Danach kehrte Seine Kaiserliche Majestät an den Hof zurück, wo wir jede Stunde so viele Einzelheiten zu diesem glücklichen Erfolg erfahren, dass der Sieg und die Niederlage, die der Feind erlitten hat, größer ist, als man es sich vorstellen kann.

Wir haben alle Zelte des Feindes genommen, etwa 120 große Geschütze, all ihr Gepäck und eine sehr große Menge Munition.

Ebenso ist bestätigt, dass der König von Polen (neben dem Zelt des Großwesirs) auch dessen Pferde mit ihrem prächtigen Geschirr hat. Angeblich waren zusätzlich zu all den Silberschätzen, mit denen das osmanische Heer bezahlt werden sollte, zwei Schränke mit Juwelen vorhanden. Daher war die Beute so groß, dass es sich gar nicht ausdrücken lässt.

Letzte Nacht hatten sich 40 Janitscharen mit einer großen Zahl christlicher Kinder beiderlei Geschlechts, welche sie versklavt hatten, auf die Pavillons genannten Zinnen gerettet; als die Polen sie zur Aufgabe aufforderten, baten sie inständig, in die Janitscharengarden des Königs von Polen aufgenommen zu werden, und wenn dies nicht bewilligt würde, wollten sie die Kinder töten und sich selbst bis zum letzten Mann verteidigen. Darauf gewährte der König von Polen ihre Bitte.

Gestern nahm der König von Polen seinen Marsch zur Verfolgung der Türken auf und sollte diese Nacht bei Wischa sein. Unser Heer soll morgen folgen. Ein Teil hat bereits über die Donau gesetzt auf der Suche nach den Aufständischen.

Seine Kaiserliche Majestät trifft Vorkehrungen, morgen nach Linz zurückzukehren.

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