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Politisches Testament Friedrich Wilhelms I. (des „Soldatenkönigs”) (17. Februar 1722)

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Mein lieber Succeßor mus seine lender und Prowincen jerlich bereißen wie ich getahn habe da wierdt er seine Regimenter und Armée officiers Lender und leutte Kennen lernen und wierdt selber sehen das in alle seine Prowincen schöne verbeßerungen in den Domenen aller Prowincen sein und wohll Jerl: 6. a 800 000. th. mehre Jerl: Revenus o(h)ne drückung der untertahnen zu schaf(f)en sein durch guhte indüstrie und economie die augmentacion der Domen(en) Revenuen gewiß gesche(he)n Können woferne Mein lieber Successor ambicion hat und fleißig zu Gohtt behtet und fleißig selber Arbeitet so wierdt es gewiß angehen dazu verhelfe Ihm der Almechtige Gott amen

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Wahs die finnancen anlanget mus mein lieber Succeßor nach meinen toht nicht die alten sachen aufsuchen ob dießer oder iener mir bestohlen den(n) dadurch Ihr euch amusiret mit das alte, und das Neue euch in gröhße(ste) confuhsion gerahten werde und indeßen Ihr euch amusiren werdet mit das alte eure bedinte euch werden bestehlen den(n) so habe ichts gemachet und habe mir sehr wohl befunden, aber eure bedinte werden euch sahgen dieser hat den sehl(igen) Köhnig 10 000. a 20 000. th gestohlen das sie euch suchen zu amusiren in die alte sachen und das sie euch werden wollen abhalten von eure eigene afferen ist darumb das sie eure afferen in desordre Kommen (lassen wollen) als in trühben waßer guht fischen ist

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es ist wahr das ich euch ein trehsohr laße da eine hüpsche Summe geldt darinnen ist aber es ist vor ein Regent eine Nohtwendige sache Bahres geldt zu haben den(n) da euch Gott vor Krig Peste vor bewahr (wenn) etl: Prowincen gandtz ausfallen der Krig schreckl: geldt weg nimmet wen(n) Ihr aber ein Braven gesPicten tresor habet Ihr diese ungelühcke Sutteniren (könnt) also müßet Ihr Jerl: zum itzigen tresor zum wenigsten 500 000. th beylehgen den(n) eine formidable Armeé und ein großen tresor die Armeé in Zeit von Noht Mobihle zu machen kahn euch ein grohs respeck(t) in die weldt gehben und (Ihr) ein wordt wie andehre Pu(i)ssancen mit rehden Könnet. [ . . . ]

Wahs die Religion anlanget so bin ich und werde mit Gottes hülfe Reformiret sehlich sterben indeßen bin versicherdt das ein Lutterischer der dar Gottsehlich wandelt eben so guht sehlich werde als die Reformirte und der unter(sch)eidt nur herrühre von die Prediger Zenckereien haltet dehrowegen Reformirte und Lutterahner in geleiche würde tuet sie alle beide Religionen geleiche guht und machet keine differance davor wierdt euch Gott sehgen(en) und werdet dadurch bey alle beide liebe euch erwerben [ . . . ] tuet die Armen guht und laßet in euren Lande keinen armen Noht leiden und helfet so viell als Ihr Könnet davor wierdt euch Gott 10 000. feltig wiedergehben.

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Mein lieber Successor mus die Prediger in beyden Religionen nicht laßen sich in weldtliche afferen mischen den(n) sie gerne in weldtliche sachen sich mischen und müßen kurtz gehalten werden den(n) die herren geistliche gerne Bepste in unße(r)n glauben agiren wolten den(n) beim Babstum die Paffen alles zu sagen haben.

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