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Maria Theresias Politisches Testament (1749-50)

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Und gleichwie das Systema der vormaligen allzugroßen Autorität derer Ministern und Hofstellen weit engere Schranken setzet, also ist leicht zu erachten, daß deren größter Teil nebst denen Großen des Landes solche Maßreguln vor unerträglich ansehen und sich hierinnen nicht ehender als durch die Länge der Zeit und Erkenntnüß der Wahrheit gelassen bezeigen werden, dessentwegen selbe dieses Systema bei dem Publico nur verhaßt zu machen suchen und dargegen unverständige und ärgerliche Reden, welche allerdings einer schärferen Anthung würden. Jedoch in Meinung, es dörften solche nach und nach von selbsten cessieren und die Leute durch Überzeugung ihres hieraus resultierenden Besten auf bessere Gedanken geleitet werden, habe sotane anstößige Reden noch dermalen größten Teils dissimulieret und verachtet, doch därfte nötig sein, auch diesen fernershin bedürfenden Falls Einhalt zu tun, weilen nur allzu stark wahrgenommen, daß selbige eine sehr schädliche Influenz in das Publicum haben, so nach und nach die schädlichsten Folgen verursachen.

Das Militare, welches vermittels dieses neuen Systematis in eine ordnung- und billigmäßige Schranken gesetzet worden, klagete anfänglich umb so mehrers dargegen, als denen Officiers damit alle Gelegenheit verschränket ist, sich in denen Länder einige Douceurs beizulegen, jedoch müssen alle raisonable Officier selbst eingestehen, daß durch die erfolgende richtige monatliche Bezahlung zu klagen sie keine Gelegenheit haben. Meine Hauptobsorge war, daß die bei meinen Trouppen eingewurzelte Excessen sehr schwer abzustellen sein würden und eben darumen mir vorgesetzet, hierinfalls mit der äußersten Schärfe fürzugehen. Allein zu meiner ausnehmenden Consolation habe es dahin gebracht, daß die Länder über einige verübende Excessen von denen Trouppen gar keine Klage führen, sondern vielmehr bitten, mit mehreren Regimentern zu Anbringung ihrer Feilschaften sie Länder zu belegen.

Meine Sorgfalt ist allerdings auch dahin gerichtet, damit ein gleichförmiges Exercitium und eine wohlanständige Militardisciplin durchgehends bei meinen Trouppen introducieret werde. Zu dem Ende sollen dieselben alljährlich durch zwei Monat in Campements zusammengezogen werden. Wer wurde glauben, daß nicht das Mindeste eingeführet ware in Regul bei meinen Trouppen? Ein jeder machte ein anderes Manöver in Marche, in exercitio und in allem; einer schüssete geschwind, der andere langsam; die nämliche Wort und Befehle wurden bei einem also, bei dem andern wiederum anders ausgedeutet und ist wahrhaftig kein Wunder, wann zehn Jahr vor meiner Regierung der Kaiser alle Zeit geschlagen worden und, wie nachgehends das Militare gefunden, nicht zu beschreiben ist.

Damit auch hierinnen meinen Nachfolgern dartun möge, wie eifrig und sorgfältig aus mütterlicher Liebe mir den Wohlstand und die Befestigung zu Herzen gezogen, hiernächst von keinen Schwierigkeiten mich abhalten lassen, sondern alle diese Beschwernüssen mit Geduld und Standhaftigkeit überwunden [ . . . ].

Hieraus ergibt sich in der

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