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Drei Telegramme des US-Hochkommissars John McCloy an Außenminister Dean Acheson bezüglich der „Stalin Note” (1952)

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5. Da wir ernsthaft unseren Wunsch verfolgen, deutsche Einheit als unverzichtbaren ersten Schritt zum Frieden herzustellen, wir an praktischem Fortschritt zu diesem Ziel hin interessiert sind und keinem nützlichen Zweck damit gedient sehen, sowjetische Übungen in Spitzfindigkeit zu ermutigen, wie sie im Palais Rose und bei den österreichischen Friedensverhandlungen erlebt wurden, schlagen wir nicht vor, jetzt in eine Diskussion über die Unzulänglichkeiten des sowjetischen Vorschlags für einen deutschen Friedensvertrag einzutreten.

Um der Antwort einen positiven Ton zu geben, sollten die ersten beiden Punkte stark betont und der fünfte heruntergespielt werden.

Abschließend würden wir davon abraten, hinsichtlich der von sowjetischer Regierung vorgeschlagenen Bedingungen für einen Friedensvertrag offiziell ins Detail zu gehen. Wir meinen jedoch nicht, dass dies aktive Hintergrundanweisungen an Presse und Radio ausschließen sollte.

Wir sind der Ansicht, Antwort auf sowjetische Note sollte so bald wie möglich ausgefertigt werden, um gegenüber Deutschen Anschein fehlender Entschlusskraft der Alliierten zu vermeiden.



II. Telegramm des US-Hochkommissars John McCloy an US-Außenminister Dean Acheson zu deutschen Reaktionen auf die „Stalin Note“ (29. März 1952)


I. Nicht (wiederhole nicht) ohne guten Grund sind die Deutschen stark geneigt, sowjetische Note vom 10. März als eher an sie denn an die Alliierten gerichtet zu sehen. Daher tendieren sie dazu, sie eher als ein ernsthaftes Angebot zur Einheit denn als Propagandaschritt zu betrachten.

Es ist besonders schwierig, deutsche öffentliche Meinung so bald nach Notenaustausch zu beurteilen, aber wir sind geneigt zu glauben, dass Erfahrung der Deutschen mit Russland als Besatzer, Kriegsgefangene und Besetzte sie gegenüber jedem sowjetischen Angebot skeptisch macht und sie daher bisher nicht (wiederhole nicht) besonders davon beeindruckt sind. Diese negative Reaktion ist jedoch nicht (wiederhole nicht) feststehend und könnte von den Politikern revidiert werden, besonders falls Westmächte ablehnend gegenüber Vereinigung erscheinen.

Unter jenen Politikern, die sorgfältig Implikationen der Note und unserer Antwort untersucht haben, gibt es im Wesentlichen zwei Denkschulen. Adenauer, dessen gesamte politische Glaubwürdigkeit auf Westintegration beruht, betrachtet Note hauptsächlich als Bemühung, seine Politik zu stören. Einige seiner eng mit Russland vertrauten Berater vertreten Ansicht, dass Kreml todernst ist in seiner Absicht, nicht (wiederhole nicht) nur Integration zu stören, sondern Deutschland nach Osten zu reorientieren, mit anfänglichem Status vielleicht eher wie Finnland oder sogar Schweden denn als Tschechoslowakei, aber letztlich als Juniorpartner im sowjetischen Streben nach Weltherrschaft. Sie sehen eine Parallele zwischen heutiger Situation und 1939 als Weststaatler vergeblich mit Russen verhandelten, um ein deutsch-russisches Bündnis zu verhindern, was so brutal von Stalins dramatischem Angebot an Hitler erschüttert wurde, das den Molotow-Ribbentrop Pakt zur Folge hatte. Im Bewusstsein der Herausforderung eines solchen Angebots glaubt Adenauer fest daran, dass es an Deutschland ist, seine Loyalität zum Westen durch dessen schlichte Ablehnung und die Beschleunigung des Abschlusses des Verteidigungsvertrages und dessen Vereinbarungen zu beweisen.

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