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Raymond Geists Bericht an George Messersmith über die interministerielle Konferenz im Reichsluftfahrtministerium und die Zukunftspläne des NS-Regimes für die Juden (4. April 1939)

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Mr. Bernstein hat folgendes berichtet:

1) Die Vereinbarung, die Mr. Rublee mit sich genommen hat, ist das beste Angebot, das man von den Nazis erwarten kann.

2) Die Nazis werden halten, was sie versprochen haben.

3) Das amerikanische Judentum sollte voll mit dem Plan kooperieren, egal wie abstoßend manche seiner Bedingungen sein mögen.

4) Deutschland hat gelernt, Amerika zu respektieren, es ist Zeit, dass Botschafter Wilson auf seinen Posten zurückkehrt, und das amerikanische Judentum sollte nichts unternehmen, um diese Entwicklung zu verhindern.

Was ich gesagt habe, ist Folgendes:

1) Die Vereinbarung, die Mr. Rublee mitgenommen hat, ist zweifellos das Beste, was man bei den Deutschen erreichen kann und stellt das Maximum an Kooperation dar (wenn man überhaupt von Kooperation sprechen kann), mit dem sich die Radikalen einverstanden erklären wollten. Göring hat diese Zugeständnisse gemacht, ich habe aber gute Gründe zur Behauptung, dass er in den Augen der Gestapo zu weit gegangen ist.

2) Ich habe nicht gesagt, die Nazis würden ihre Versprechen halten. Das ist eine allgemeine Feststellung, die niemand jemals treffen könnte, der die deutsche Situation kennt. Ich sagte Mr. Bernstein, ich sei mir sehr sicher, dass die Deutschen sich im Wesentlichen an den Plan halten würden, vorausgesetzt das Zwischenstaatliche Komitee kann einer erheblichen Anzahl von Personen die Auswanderung ermöglichen. Ich sagte, dass man sich im Wesentlichen an den Plan halten würde, weil ich persönlich weiß, dass sowohl Göring als auch Hitler damit einverstanden sind, weshalb Personen wie Himmler, Streicher und Goebbels es nicht wagen würden, ihn zurückzunehmen; ich sagte auch, dass es zweifellos Abstriche geben und man die Flüchtlinge schikanieren würde, dass man aber gewiss jene Teile des Plans ausführen würde, die ihnen nützen.

3) Ich erinnere mich nicht, dem amerikanischen Judentum geraten zu haben, voll mit dem Plan zu kooperieren, egal wie abstoßend manche seiner Bedingungen sein mögen. Der Zweck meines Gesprächs mit Bernstein bestand natürlich darin, ihn zu veranlassen, für den Fall einer Veröffentlichung der Details seinen Einfluss in den Vereinigten Staaten geltend zu machen, damit der Plan nicht abgelehnt werde, weil ich in einem solchen Fall nur Chaos voraussehe.

4) Nun zum vierten Punkt: Wie Sie wissen, vertrete ich den Standpunkt, dass es in Zeiten der Krise und des großen Stresses ratsam ist, im Ausland so gut wie möglich vertreten zu sein, und zum Zeitpunkt der Unterhaltung hielt ich es im Interesse aller Betroffenen für sinnvoll, wenn Botschafter Wilson zurückkäme. Ich bemühte mich insbesondere darum, Mr. Bernstein zu vermitteln, dass es nicht empfehlenswert wäre, wenn führende Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in Amerika Schritte unternähmen, um die Rückkehr des Botschafters zu verhindern, da die Nationalsozialistischen Führer dazu neigten, die Juden für die Einbehaltung des Botschafters in Amerika verantwortlich zu machen. Ich hielt Mr. Bernstein für die geeignete Person, die Situation in einer Weise zu interpretieren, die für alle Betroffenen vorteilhaft und hilfreich sein würde.

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