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Frauenemanzipation auf dem Vormarsch (22. April 1977)

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Swinging singles

Natürlich wird noch geheiratet. Aber dort, wo bestehende Familien durch aufgeschlossenere Erziehung für Jugendliche ein neues Bewußtsein schaffen können, wird die Ehe zumindest verzögert, hinausgeschoben. Als Alternative zur Familie gegen die Vereinzelung oder Vereinsamung wird die Wohngemeinschaft genannt. Unter Umständen ist diese Form des gesellschaftlichen Zusammen- oder Nebeneinanderlebens auch zu empfehlen. Auf dem freien Wohnungsmarkt sind Ein-bis Zwei-Zimmer-Appartements vergleichsweise teurer als Wohnungen für eine mehrköpfige Familie. Und vom Konsumprinzip, nach dem im Dutzend alles billiger ist, können Einzelgänger sowieso nicht profitieren. Allein bei Nahrungsmitteln zahlen sie für kleinere Mengen nicht nur mehr, sondern drauf. Ein Teil verdorbener Ware wandert immer in den Abfalleimer.

Was spricht denn nun eigentlich dafür, dem Staat seinen die Renten sichernden Kindersegen zu verweigern? Frauen suchen die materielle Unabhängigkeit und die Selbstbestätigung im Beruf. Sie umgehen den Streß der Doppel- und Dreifachbelastung als Hausfrau, Mutter und Arbeitnehmerin. Sie genießen ihre Freiheit. „Abends kommt man nach Hause, läßt die Klamotten fallen und legt die Beine hoch." Ein Blick auf den Anzeigenmarkt unter „Heirat und Partnerschaft", unter „Vermischtes" läßt allerdings vermuten, daß es Frauen und Männer ab etwa 35 Jahren auf die Dauer nicht genügt, die Beine hochlegen zu können.

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In der Bundesrepublik fällt den vom Innenministerium bemühten Politikern und Wissenschaftlern nichts Besseres ein, als etwas konsterniert auf ein verändertes Rollenverständnis bei Frauen hinzuweisen, nach dem die Mutterrolle nicht mehr im Mittelpunkt aller Wünsche steht, sondern zunehmend verdrängt wird von Berufsplänen. Und nun wird überlegt, wie dem abzuhelfen sei.

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