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Die zweite Einwanderergeneration spricht sich für gegenseitige Akzeptanz aus (13. Mai 1982)

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Ich bin der Meinung, daß massive und offensive Maßnahmen gegen die bedrohlich werdende Ausländergegnerschaft längst fällig sind, nicht um die vom Haß befallenen deutschen Bürger, die faschistische Tendenzen zeigen, oder die Anhänger solcher Gruppen umzustimmen, sondern um die noch positive Einstellung der ausländerfreundlichen Bürger (ca. 30 Prozent nach der letzten Infas-Untersuchung) zu bekräftigen und eine sachliche Aufklärung bei den Bürgern zu erreichen, die sich zwar von Ausländern distanzieren, aber emotional noch nicht stark negativ belastet sind (50 Prozent). Und vor allem muß verhindert werden, daß sich bei den jungen Deutschen emotionale Vorurteile gegen die Ausländer einprägen und festsetzen.

In Grundschulbüchern ausländische Ärzte abbilden

Was geschehen sollte, kann ich hier nur kurz mit ein paar Beispielen ansprechen:

• Ein Modell aus den USA, mit dem Vorurteile gegen Farbige abgebaut werden sollten, könnte übernommen und in deutschen Grundschulbüchern Schüler, Lehrer, Ärzte usw. als Ausländer abgebildet werden.

• Zum Abbau von Vorurteilen bei Kindern gegen andere Rassen und ethnische Minderheiten zeigte die Vorschulserie „Sesamstraße“ in der amerikanischen Originalfassung schwarze und puertoricanische Kinder und Figuren. Gerade diese Teile werden in der Bundesrepublik nicht gezeigt! Die Entwicklung solcher Kinderfilme in den deutschen gesellschaftlichen Gegebenheiten wäre dringend erforderlich.

Notwendig wären sachliche Fernsehfilme und -kommentare mit konkreten Zahlen und Darstellungen, etwa über den im Laufe der Jahre angewachsenen Milliardenbeitrag der Ausländer zum Bruttosozialprodukt. (Wieviel Prozent des durchschnittlichen Familieneinkommens wäre das?) Oder über ihren Beitrag zur Rentenversicherung (Was bedeutet das aus der Sicht des einzelnen deutschen Rentners?) Oder über die Beschäftigungsstruktur der Ausländer. (Was wäre die Folge ihrer plötzlichen Rückkehr in die Heimat für den Bergbau, die Gießereien, die Baubranche und Dienstleistungs-, Gastwirtschaftsbetriebe? Dazu Interviews mit Arbeitgebern aus diesen Branchen.)

Gewiß werden diese kurzfristigen, medienpolitischen Maßnahmen die eigentlichen Ursachen der Ablehnung von Ausländern nicht beheben können, wohl aber ein Gegengewicht zum künstlichen Anstieg der Ängste, der Manipulationen der Gefühle und bewußt gesteuerten Zerstörung des inneren Friedens darstellen.



Quelle: Elçin Kürsat, „Ausländerhaß zerstört den inneren Frieden“, Vorwärts, Nr. 20. 13. Mai 1982, S. 15.

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