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Der Wiener Kongress unter der Leitung des Fürsten Clemens von Metternich (1814/15)

Vom Herbst 1814 bis Juni 1815 nahmen Vertreter der europäischen Mächte am Wiener Kongress unter Vorsitz des österreichischen Staatskanzlers Clemens Fürst von Metternich teil. Hauptaufgabe des Kongresses war die dynastische und territoriale Neuordnung Europas nach der Niederlage Napoleons. Dessen weitgreifende Veränderungen der politischen Landkarte warfen jetzt die Frage nach neuen Grenzziehungen und Staatenbildungen auf, in Folge derer es zu zahlreichen Gebietsabtretungen und –gewinnen kam. Anstelle der Hegemonialmacht Frankreich trat nun eine Politik des europäischen Gleichgewichts. Auf dem Prinzip der Legitimität basierend, wurden weitgehend die alten Dynastien wieder eingesetzt und die Phase der sogenannten Restauration begann. Eine der wahrscheinlich folgenreichsten territorialen Veränderungen waren die preußischen Gebietsgewinne am Rhein, durch welche es zum „Bollwerk“ gegen Frankreich wurde. Ebenfalls beschlossen wurde die Gründung des Deutschen Bundes unter der Führung Österreichs, in dem 35 souveräne Staaten und vier freie Städte (Lübeck, Frankfurt, Bremen und Hamburg) vereint waren. Staatsrechtliche Grundlages des Bundes war die Bundesakte (später ergänzt durch die Wiener Schlussakte von 1820), oberste Behörde die in Frankfurt am Main tagende Bundesversammlung, die sich aus Gesandten der einzelnen Staaten zusammensetzte. Der Deutsche Bund bewirkte zwar eine vor allem strukturelle Modernisierung gegenüber dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, er stand jedoch im Gegensatz zur aufkeimenden nationalen und liberal-konstitutionellen Bewegung. Zudem wurde die Umsetzung des Artikels 13 der Bundesakte, der allen Staaten eine Verfassung versprach, in den meisten Fällen nur zögerlich angegangen. Als Folge dieser Interessengegensätze sollten sich die Spannungen um die „deutsche Frage“ in den folgenden Jahrzehnten zunehmend verschärfen.

Der Pariser Hofkünstler Jean Baptiste Isabey (1767-1855) war im Gefolge der französischen Delegation nach Wien gereist und fertigte dort Portraits von 23 der Kongressteilnehmer an, diese bildeten die Grundlage für sein Gemälde aus dem Jahr 1815, nach dem die hier gezeigte Radierung erstellt wurde. Auf der linken Seite des Porträts weist der den Kongress dominierende österreichischer Staatskanzler Metternich (stehend) auf den britischen Außenminister Viscount Robert Castlereagh, der leger sitzend porträtiert ist. Ihm gegenüber sitzt der preußische Staatskanzler Karl August von Hardenberg (in der linken unteren Ecke). Hinter ihm steht der englische Herzog von Wellington. Auf der rechten Seite des Raumes sitzt der Franzose Charles Maurice de Talleyrand-Périgord, der seinen rechten Arm auf den Verhandlungstisch gelegt hat. Die Komposition des Bildes betont Talleyrands gleichberechtigte Stellung am Verhandlungstisch, obwohl er das besiegte Frankreich vertritt. Als zweiter von rechts steht Wilhelm von Humboldt. Graf Rasoumoffsky, Vertreter Zar Alexanders I., steht etwa in der Mitte des Bildes, vor der linken unteren Ecke des großen Gemäldes. Die Radierung aus dem Jahr 1819 stammt vermutlich von Jean Godefroy.

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 Der Wiener Kongress unter der Leitung des Fürsten Clemens von Metternich (1814/15)

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